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Die letzten Flugverkehrsbehinderungen sind gerade verdaut, jetzt kommen auf die Passagiere offenbar die nächsten zu.

Foto: AP/Probst

Frankfurt - Der Lufthansa droht der größte Streik ihrer Geschichte. Die Piloten wollen den Flugbetrieb nächste Woche für drei Tage komplett lahmlegen. Der Ausstand gehe von Mittwoch 00.00 Uhr bis Freitag 23.59 Uhr, teilte die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit mit. Betroffen seien auch die Lufthansa-Billigfluglinie Germanwings und die konzerneigene Fracht-Gesellschaft. "Einen dreitägigen Vollstreik hat die Lufthansa noch nie erlebt", sagte eine Konzernsprecherin am Freitag. Fast alle 5400 Piloten der streikgeplagten Kranich-Airline sind Mitglied der Gewerkschaft. Damit stehen Tausende Flüge auf der Kippe, Zehntausende Passagiere dürften betroffen sein. Die Flugzeugführer kämpfen für ihre Frührente und mehr Geld.

Die Lufthansa hofft noch auf eine Einigung in letzter Minute. Das Unternehmen sei jederzeit bereit, die Gespräche fortzusetzen, erklärte Personalchefin Bettina Volkens. Sollte das nicht gelingen, kann die Fluglinie versuchen, den Streik mit einer Klage verbieten zu lassen. Ein Konzernsprecher sagte, dass die rechtliche Prüfung noch laufe. Nach einer Schätzung von Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler geht der Lufthansa im Fall eines Drei-Tages-Streiks ein operativer Gewinn von 30 bis 50 Millionen Euro durch die Lappen.

Ergebnislose Treffen

Die Piloten sind entschlossen. Mehrere Treffen mit der Lufthansa in den vergangenen Tagen führten zu keinem Ergebnis. "Wir lassen uns von Lufthansa nicht hinhalten", sagte Ilona Ritter, die für Tarifpolitik zuständige Cockpit-Vorsitzende. Vor einer Woche hatten sich die Piloten in einer Urabstimmung nahezu geschlossen für einen Ausstand ausgesprochen. Jede Arbeitsniederlegung wird mindestens 48 Stunden vorher angekündigt. Entwarnung für die Passagiere gab es für Ostern - Cockpit schloss an den reiseintensiven Feiertagen Arbeitsniederlegungen aus. In Bremen und Niedersachen beginnen die Osterferien allerdings schon am Donnerstag.

Die Lufthansa kommt damit nicht zur Ruhe: Am Donnerstag hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die großen Flughäfen bestreikt - dabei hatten unter anderem Gepäckverlader und Busfahrer die Arbeit niedergelegt. Die Fluglinie strich jeden dritten Flug. Der Schaden, den der halbtägige Streik verursachte, geht in die Millionen.

Die Cockpit-Angestellten der Lufthansa hatten ihre Durchschlagskraft zuletzt 2010 mit einem Ein-Tages-Streik unter Beweis gestellt, bei dem 1000 Flüge ausfielen. Knackpunkt in dem aktuellen Tarifstreit ist die bei der Lufthansa für das fliegende Personal lange Zeit übliche Frührente: Bislang konnten Flugzeugführer frühestens mit 55 Jahren und spätestens im Alter von 60 Jahren in den Vorruhestand gehen - die Bezüge bis zum Beginn der staatlichen Rente wurden aus der Übergangsversorgung gezahlt. Die Lufthansa kündigte den entsprechenden Tarifvertrag zum Jahreswechsel. Das Unternehmen will die Piloten später in Rente schicken.

Offen für Gespräche

Cockpit hingegen fordert, dass wegen der Belastungen durch lange Schichten und Nachtarbeit jeder Pilot selbst entscheiden solle, wann er mit dem Job aufhört. Auch ein neues Angebot der Lufthansa sei nicht ausreichend, da sich die Konditionen für neue Piloten auf jeden Fall verschlechterten, sagte Cockpit-Tarifvorsitzende Ritter zu Reuters. "Wir wollen, dass alle Piloten gleich behandelt werden." Die Gewerkschaft werde sich neuen Gespräche aber nicht verschließen.

Daneben fordert die Gewerkschaft zehn Prozent mehr Lohn über zwei Jahre. Die Lufthansa bietet über die Laufzeit vom 1. Mai 2012 bis 31. Dezember 2015 eine Erhöhung der Vergütung um 5,2 Prozent und eine Einmalzahlung vor. Auf die ursprüngliche vorgesehene Kopplung der Gehaltsentwicklung an das Unternehmensergebnis werde verzichtet. (Reuters, 28.3.2014)