Bild nicht mehr verfügbar.

Taktisches Verständnis hat Herbert Gager schon ausgezeichnet, als er selbst noch ein Aktiver war. Freundschaft mit der Kugel hat er bei Rapid geschlossen. Bei der Austria ist Gager drauf und dran, eine längerfristige Lösung für den Job des Trainers zu werden.

Foto: APA/ Neubauer

Wien - Das Ergebnis mutete fast so deutlich an wie die Frühjahrstabelle davor. 21 Zähler hatte Red Bull Salzburg auf dem Weg zum schnellsten Meistertitel aller bisherigen Zeiten seit 8. Februar und vor dem letzten Saisongastspiel bei der Austria gesammelt. Im selben Zeitraum und also innert sieben Ligarunden hatten die ehemaligen Meister zwölf Punkte gemacht und damit immer noch Rang zwei hinter ihren Nachfolgern belegt.

Dass diese dann am Mittwochabend in der Generali Arena beim 0:3 eingingen wie die Primeln, lag aber mit Sicherheit nur zum Teil am übermäßigen Sprudelgenuss infolge des Titelgewinns am Sonntag. Vielmehr hat Austrias Coach Herbert Gager schon länger ein Gegenmittel gegen die Salzburger Dominanz "im Kopf gehabt", dessen Wirksamkeit freundlicherweise der FC Basel durch die Entfernung der Truppe von Roger Schmidt aus der Europa League "nur noch mehr oder weniger bestätigt" hat.

Zur perfekten Umsetzung durch die Mannschaft ("läuferisch, taktisch und spielerisch top") könnte sich auch eine gewisse Überheblichkeit beim Gegner geschlagen haben. "Der Kollege Leitgeb hat ja behauptet, dass die Austria mit der zweiten Garnitur zu besiegen wäre", erinnerte Markus Kraetschmer, Vorstand und erster Fan der Austria, genüsslich an eine Aussage des Teamspielers.

Kraetschmer hat jedenfalls nach längerer Zeit wieder eine richtige Freude gehabt, was wiederum für Gager von Vorteil sein dürfte, der quasi um sein Leiberl trainiert. Er folgte Nenad Bjelica nach. Der 42-jährige Kroate war nach einem Heim-1:1 gegen Wiener Neustadt beurlaubt worden, hat noch einen Vertrag bis Sommer 2015, soll aber gewillt sein, schon früher zu quittieren.

Nach der Saison wird analysiert und beurteilt, ob es mit dem 44-jährigen Wiener Gager weitergeht, der sich trotz seiner ballesterischen Sozialisation beim Rivalen aus Hütteldorf nicht zuletzt wegen seiner erfolgreichen Nachwuchsarbeit beim Anhang der Austria großer Beliebtheit erfreut.

Mit 14 Punkten aus den verwichenen sechs Spielen ist die Basis jedenfalls gelegt. Die Qualifikation für den europäischen Bewerb brächte Gager auf die sichere Seite. Der behauptet allerdings glaubhaft, keine Sekunde an seine Zukunft als Cheftrainer zu denken: "Dazu habe ich gar keine Zeit." Dass gegen Salzburg "kurz eine Visitenkarte abgegeben" wurde, merkt er aber schon an. Er wolle einfach den Job so lange als möglich ausüben.

Das könnte sich gut mit Anliegen etlicher seiner Spieler treffen. Bei der Austria laufen Verträge aus, wird also auch auf Bewährung gespielt. Gager sagt, dass er nicht einmal wisse, wer da im Sommer zur Disposition stehe. "Das spielt keine Rolle. Der Charakter der Mannschaft ist in Ordnung. Die, die meine Vorgaben im Training am besten umsetzen, die spielen auch." Schließlich sei es ja am 11. Mai schon vorbei - "also hoffentlich nicht überhaupt, sondern nur mit der Meisterschaft". Da hat Herbert Gager doch ein wenig mit der Zukunft kokettiert. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 28.3.2014)