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Arbeiter inspizieren im Kreis Mohe in der nordwestchinesischen Provinz Heilongjiang Pipelines und Tanks, die mit Öl aus Russland gefüllt sind. Dabei handelt es sich um ein Projekt von Petrochina, Chinas größtem Ölkonzern und dem russischen Gegenstück Rosneft.

Foto: AP/Jianwei

Westliche Sanktionen gegen Russland, weil der Kreml auf der Krim "nationale Interessen verteidigt", seien nicht nur unfair, sondern auch unsinnig, werden die russischen Staatsmedien nicht müde, zu betonen. Es werde nicht gelingen, eine Supermacht zu isolieren, so der offizielle Tenor. "Wir können unsere Handelsströme nach Asien viel schneller umorientieren, als sich Europa überlegt, wie es nun überwintert", schreibt Jewgeni Super auf der Internetseite Odnako, einem Projekt des kremltreuen Journalisten Michail Leontjew, der seit kurzem auch Pressesprecher des staatlichen Ölgiganten Rosneft ist.

Verkauf von Luftabwehrsystem

Tatsächlich dürfte die Krim-Krise dazu führen, dass Russland die Anstrengungen zur Diversifizierung seiner Lieferbeziehungen forciert. Russland richtet seinen Fokus dabei speziell auf das energie- und technologiehungrige China. Als Erste wurde die Rüstungsindustrie aktiv: So hat Präsident Wladimir Putin grünes Licht für den Verkauf der hochmodernen Luftabwehrsysteme S-400 an China gegeben. Bisher war Russland nur bereit, das Vorgängermodell S-300 auszuführen.

Daneben hat der Flugzeugbauer Suchoi eine Absichtserklärung mit O-bay Aircraft unterzeichnet, wonach das chinesische Unternehmen 100 russische Regionalflugzeuge vom Typ SSJ 100 für 3,54 Milliarden Dollar bekommen soll. Angesichts der Tatsache, dass die Flieger nicht in Komsomolsk-am-Amur, sondern in Zhengzhou produziert werden, ist es allerdings fraglich, ob sich der Vertrag am Ende als lukratives Geschäft für Russland erweist. Suchoi hat mit China bereits schlechte Erfahrungen gemacht: Nachdem Peking zunächst jahrelang SU-27-Jagdflieger kaufte und dann in Lizenz nachproduzierte, machten die Chinesen auf einmal mit dem J11B, einer ziemlich genauen Kopie der SU-27 MSK, den Russen auf dem Weltmarkt Konkurrenz, was zu starker Verstimmung im Kreml führte.

Knausriger Wunschpartner

Auch im Energiesektor sind die Beziehungen noch nicht störungsfrei. So gibt es seit Jahren Streit um die Preisformel für russisches Gas. Der erste Rahmenvertrag zwischen Gasprom und CNPC über einen Pipelinebau stammt noch aus dem Jahr 1997. Inzwischen ist das Projekt mit dem Namen "Stärke Sibiriens" ausgearbeitet, doch der Bau der 4000 Kilometer langen und 16 Milliarden Euro teuren Leitung wird von Jahr zu Jahr verschoben, weil sich Peking und Moskau nicht auf einen Preis einigen können.

Gasprom will 400 Dollar pro 1000 Kubikmeter für sein Gas, China ist aber nur bereit, 250 Dollar zu bezahlen - deutlich weniger als Europa. Zuletzt wurden die Verhandlungen im Jänner ergebnislos abgebrochen. Kurz nach Ausbruch der Krim-Krise vermeldete dann das russische Fernsehen unter Berufung auf Gasprom-Chef Alexej Miller, der Durchbruch sei erreicht. "Wir hoffen, dass der Vertrag im Mai unterzeichnet wird", sagte Miller.

Im Mai wird Putin in Peking zum Staatsbesuch erwartet. Neben dem endgültigen Abschluss des Gasvertrags über zunächst 38 Milliarden Kubikmeter pro Jahr (kann auf 60 Milliarden erhöht werden) wird auch über weitere Kohle- und Öllieferverträge spekuliert.

Russlands Ölgeschäfte mit China laufen ohnehin bereits wie geschmiert. Im Februar verkaufte Rosneft 2,72 Millionen Tonnen Rohöl ins Nachbarland - ein Rekordwert. Zwar musste auch Rosneft den Chinesen einen deutlichen Rabatt einräumen. Laut einem Konzernsprecher sind die Lieferungen nach China trotzdem schon jetzt profitabler als die nach Europa. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 29.3.2014)