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US-Außenminister Kerry landete am Samstag in Paris, wo er sich mit seinem russichen Amstkollegen Sergej Lawrow treffen will.

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Kiew/Washington - Im Ukraine-Konflikt könnte die Diplomatie eine neue Chance bekommen. Die Außenminister Russlands und der USA, Sergej Lawrow und John Kerry, kommen am Sonntag in Paris erneut zu Gesprächen zusammen. Die Regierung in Moskau dämpfte allerdings Hoffnungen auf eine rasche Entspannung. Boxweltmeister Vitali Klitschko verzichtete unterdessen auf eine Kandidatur bei der ukrainischen Präsidentschaftswahl.

Klitschko unterstützt stattdessen den Oligarchen und Maidan-Finanzier Petro Poroschenko. "Die demokratischen Kräfte müssen einen gemeinsamen Kandidaten unterstützen", sagte Klitschko am Samstag auf einem Kongress seiner Partei Udar (Schlag) in Kiew. "Dieser Kandidat ist Petro Poroschenko." Durch Klitschkos Entscheidung scheint die Kandidatur der früheren Regierungschefin Julia Timoschenko nahezu aussichtslos.

Klitschko, einer der Anführer der monatelangen proeuropäischen Massenproteste in Kiew, zog die Konsequenz aus dem Einbruch seiner Popularitätswerte. Nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch, dem er einen Tag von dessen Entmachtung noch die Hand geschüttelt hatte, verlor der 42-Jährige massiv an Zuspruch. Jüngste Umfragen sahen ihn nur bei neun Prozent gegenüber 25 Prozent für Poroschenko.

Die demokratische Bewegung habe nur eine Chance mit einem gemeinsamen Kandidaten, sagte Klitschko vor seinen Anhängern. Und der aussichtsreichste Kandidat sei Poroschenko. Statt um die Präsidentschaft werde er sich selbst nun für das Bürgermeisteramt von Kiew bewerben, sagte der Udar-Chef. Bürgermeister- und Präsidentschaftswahl sollen am 25. Mai stattfinden.

Der "Schokoladenbaron" Poroschenko hatte erst am Freitag seine Kandidatur angekündigt. Er versprach seinen Wählern "eine neue Armee, modern und effizient, die die Souveränität und Integrität der Ukraine verteidigt". Der Milliardär war der einzige Oligarch des Landes, der sich offen hinter die proeuropäische Maidan-Bewegung gestellt hatte. Und er war ihr wichtigster Geldgeber.

Aus einer möglichen Stichwahl mit Timoschenko würde Poroschenko Umfragen zufolge zurzeit als klarer Sieger hervorgehen. Die Politikerin hatte zuletzt mit Drohungen gegen Kremlchef Putin - in einem offenbar abgehörten Telefonat - Irritationen ausgelöst. Öffentlich bezeichnete sie den russischen Präsidenten als "Feind Nummer eins der Ukraine". Ihr mögliches Comeback wird daher auch im Westen mit Sorge gesehen.

Russlands Präsident Wladimir Putin und sein US-Kollege Barack Obama hatten bereits am Freitagabend in einem Telefonat Möglichkeiten einer diplomatischen Lösung erörtert. Für die Reise in die französische Hauptstadt gaben sie ihren Außenministern mit, "nächste Schritte zu besprechen". Details wurden nicht genannt.

Es ist das erste bilaterale Treffen der Außen-Ressortchefs seit dem umstrittenen Russland-Referendum auf der Krim und dem anschließenden Beitritt der Halbinsel zu Russland. Kerry und Lawrow hatten zuletzt am 14. März in London gemeinsam nach einem Ausweg aus der Krise gesucht. Der Westen und die Ukraine werfen Russland vor, sich die Schwarzmeer-Halbinsel Krim völkerrechtswidrig einverleibt zu haben.

Kiew müsse den Weg freimachen für einen föderativen Staatsaufbau, in dem die russischsprachige Bevölkerung im Osten und im Süden der Ex-Sowjetrepublik angemessen vertreten sei, sagte Außenminister Sergej Lawrow dem russischen Staatsfernsehen.

Zudem müsse in einer neuen Verfassung festgeschrieben werden, dass die Ukraine blockfrei sei - also nicht der NATO beitreten wolle, betonte er. Lawrow wollte am Sonntag in Paris mit seinem US-Kollegen John Kerry auch über die Krise um die Halbinsel Krim sprechen.

Laut Lawrows Stellvertreter Sergej Rjabkow gibt es weiterhin grundlegende Differenzen. "Wir bestreiten nicht, dass die Gegenseite Ideen hat, aber diese Ideen berücksichtigen die Realität in der Ukraine nicht", sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Auf der Krim ticken unterdessen nun die Uhren wie in Moskau. Um 22.00 Uhr Ortszeit am Samstagabend (21.00 Uhr MEZ) stellte die Führung der Schwarzmeer-Halbinsel die Zeiger zwei Stunden vor - auf Mitternacht. Genau so spät war es zu diesem Zeitpunkt in Russlands Hauptstadt. (APA, 30.3.2014)