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Der Testlauf zur Studienplatzfinanzierung verursacht sinkende Anfängerzahlen an den Unis, kritisiert die ÖH.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Alle Kurven zeigen nach unten: Die Zahl der Studienanfänger in jenen fünf Studienfeldern, die beim Testlauf zur "kapazitätsorientierten Studienplatzfinanzierung" bis 2015 erstmals ab Wintersemester 2013 zugangsbeschränkt waren, ist zwischen Studienjahr 2012/13 und 2013/14 in allen betroffenen Fächern zurückgegangen - und liegt zum Teil um bis zu 60 Prozent unter dem Wert des Vorjahrs sowie in allen Fällen auch unter der von der Regierung vorgegebenen Mindestzahl an Anfängerplätzen, die die Unis anbieten müssen. Sie waren zu Aufnahmeverfahren ermächtigt, falls die Anmeldezahlen über dem gesetzlichen Sollwert liegen sollten, den die Rektoren als unrealistisch, weil nicht den realen Uni-Ressourcen angemessen kritisierten.

Schießt über Ziel der Regierung hinau

Für die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) ist das Ergebnis einer Evaluierung dieser Studienplatzbewirtschaftung durch das bildungspolitische Referat der ÖH, die dem Standard vorliegt, "alarmierend", sagt Florian Kraushofer vom ÖH-Vorsitzteam: "Das System ist übersteuert. Wie befürchtet, zeigt sich, dass die Zugangsbeschränkungen weit über das von der Regierung vorgegebene Ziel hinausschießen." Allein die Aussicht, ein Aufnahmeverfahren bestehen zu müssen, schrecke offenbar schon viele ab.

60 Prozent weniger Anfänger in Wirtschaftsstudien

Konkret zeigt sich: Am drastischsten ist die Zahl der Anfänger im Bereich Management und Verwaltung/Wirtschaft und Verwaltung allgemein / Wirtschaftswissenschaften gesunken: Österreichweit sind gesetzlich 10.630 Anfängerplätze vorgeschrieben, angefangen haben aber nur 4379 Studierende, fast 60 Prozent weniger als im Jahr davor. Zwischen 2011/12 und 2012/13 gab es noch ein Plus von rund elf Prozent.

Pharmazieanfängerzahl halbiert

Auf 1370 Pharmazieplätze kamen vor der Zugangsbeschränkung noch 1344 Studienanfänger, 2013/14 sackte dieser Wert um die Hälfte ab auf nur noch 675. Für beide Fächer gibt es flächendeckend Zugangsverfahren.

Biologie und Biochemie könnten 3700 Studierende aufnehmen, die Anfängerzahl ging nach der Erlaubnis für Aufnahmeverfahren von 3347 2012/13 um fast 40 Prozent auf 2049 2013/14 zurück.

Weit unter dem gesetzlichen Sollwert

In Architektur und Städteplanung haben 2013/14 um fast 30 Prozent weniger Studierende (1731) begonnen als im Jahr davor (2450) - was auch weit unter dem laut Gesetz definierten Sollwert von 2020 Plätzen liegt.

Einzig in Informatik (2500 Plätze), wo alle Unis auf Aufnahmeverfahren verzichtet haben, blieb die Anfängerzahl ungefähr gleich (2012/13: 2144; 2013/14: 2076).

Insgesamt gab es in fünf der 28 Fächer eine geringfügige Änderung von bis zu minus zehn Prozent (Ausnahme: Informationstechnik an der Uni Klagenfurt mit plus sechs Prozent), fünf Fächer verzeichnen bis zu minus 20 Prozent Anfänger, 16 Fächer haben einen noch deutlich höheren Studierendenschwund, bis zu 70,5 Prozent (Sozialwirtschaft an der Uni Linz).

Sozial selektive, teure Hürden

Für die ÖH ist angesichts der "massiv gesunkenen Anfängerzahl" klar: Kein Ausbau dieser restriktiven Form der Studienplatzbewirtschaftung, sondern Rückbau und dafür ausreichende Uni-Finanzierung. Kraushofer: "Durch die Hürden werden sogar weit mehr Interessierte an einem Studium gehindert als vom Ministerium vorgesehen." Die Hürden durch die Studienplatzfinanzierung seien auch "enorm sozial selektiv". Viele Anfänger müssten schon vor dem Studium viel Geld für Vorbereitungskurse zahlen.

Die gesetzliche Basis für die Implementierung der "Studienplatzfinanzierung" läuft übrigens per 31. März, also heute, Montag, aus. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 31.3.2014)