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Steffen Hofmann (33) verbrachte einen netten Tag.

Foto: APA/Krug

Wien - Es war fast wie früher. Steffen Hofmann waltete, seinen persönlichen Höhepunkt hatte der 33-Jährige bereits in der siebenten Minute. Foul von Daniel Offenbacher oder auch nicht, Schiedsrichter Oliver Drachta sah einen Regelverstoß. Hofmann stand auf, lief an. Der Ball hatte 25 Meter Zeit, um über die Mauer ins Tor zu fliegen. Ein tückischer Aufsitzer, Abteilung "eher unhaltbar". Seit November war Rapids Kapitän kein Treffer gegönnt. Er ließ sich feiern. Zwei Minuten später köpfelte Mario Sonnleitner das 2:0. Nach Hofmanns Freistoßflanke. Rapid verwaltete den Vorsprung souverän. Sturm hatte die Mittel in Graz vergessen.

Und so dürfte in der Liga eine weitere Entscheidung gefallen sein. Meister ist bekanntlich Salzburg, absteigen wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Wacker Innsbruck. Rapid dürfte Zweiter oder Dritter werden, Selbiges gilt für die Austria. Somit werden die Wiener Klubs die Europa League bereichern. Zumal Konkurrent Grödig den Fußballsport nahezu eingestellt hat.

Es passt also in Hütteldorf. Die Fans haben beschlossen, wieder ins Hanappi-Stadion zu kommen. Am Samstag wurden 15.700 gezählt. Sie brannten zum Teil angemeldete Bengalen ab, die Choreografie war hübsch und Trainer Zoran Barisic gerührt, "weil die Mannschaft und die Anhänger eine Einheit sind". Rapid hat viermal hintereinander zu null gewonnen. Laut TV-Analytiker Hans Krankl beginnt eine Serie bei genau vier Siegen, also muss es eine sein. Hofmann freute sich trotzdem maximal innerlich.

Der Vollbart machte sein Gesicht noch hagerer. Seit rund zwölf Jahren ist er Seele und Auskunftsperson, diesmal ließ er sich die Worte aus der Nase ziehen. "Manchmal trifft man den Ball eben gut. Ich war froh, dass er reingegangen ist." Wesentlich sei der Erfolg der Mannschaft. "Es ist schön, dass wir immer wieder versuchen, Fußball zu spielen." Ja, die letzten Wochen seien für ihn nicht einfach gewesen. "Ich hatte Tiefs, saß auf der Bank, aber jetzt geht es wieder. Körperlich passt es." Hofmann dürfte in der fußballerischen Normalität angekommen. Das Außergewöhnliche ist nicht mehr beliebig oft abrufbar, aber es steckt immer noch in ihm drinnen. Wie sagte Mario Sonnleiter? "Geht es dem Steff gut, geht es uns gut." Barisic schloss sich dem an: "Ja, er war ein bisserl ein Sorgenkind. Ich gönne ihm den Erfolg von Herzen. Wir haben eine gute Kommunikationsbasis."

Innenverteidiger Sonnleitner (27) hat sich indes zu einem Führungsspieler entwickelt, er ist seit vier Jahren bei Rapid beschäftigt. Praktisch jeder Knochen in seinem Gesicht war zumindest schon geprellt, Sonnleitner ist ein gnadenloser Zweikämpfer. Nach dem Sieg gegen Sturm wackelte ein Schneidezahn. Er hat über seinen Treffer ausführlicher gesprochen: "Man sagt, dass für Stürmer Tore das Brot sind. Aber auch wir Verteidiger wollen hin und wieder etwas essen. Ich habe mich gefühlt wie ein brodelnder Vulkan."

Es ist längst beschlossen, dass der Vertrag mit Barisic verlängert wird. Nur der Zeitpunkt der Bekanntgabe ist offen. Sportdirektor Andreas Müller wird einen passenden finden. Im Mai sollen Neubau und Finanzierung des Stadions verkündet werden. Barisic hat sich und das Team im Griff, auffallend und methodisch ist, dass er Kritik äußert. "Phasenweise vergessen wir, Fußball zu spielen". Sturm vergisst das nicht nur phasenweise. Die linke Seite der Grazer wurde von Christopher Trimmel und Guido Burgstaller der Lächerlichkeit preisgegeben. Trainer Darko Milanic: "Wir sind aber besser, als wir glauben."

Rapid gastiert am Sonntag bei der Austria. Hofmann sagt, so wie früher: "Ein Derby ist speziell." (Christian Hackl - DER STANDARD, 31.3 2014)