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Ein Boot der italienischen Marine rettete im Oktober mehrere Hundert Flüchtlinge aus Seenot.

Foto: EPA/GIUSEPPE LAMI

400 Flüchtlinge sind am Montag von Schiffen der griechischen und der US-Marine nordwestlich von Kreta gerettet worden. Der 32 Meter lange Kutter startete in Nordafrika und war offenbar auf dem Weg nach Italien. Unter den Passagieren waren auch viele Kinder. Das Schiff erlitt einen Motorschaden, die Besatzung setzte einen Notruf ab. Alle Menschen an Bord konnten gerettet werden.

Dass es auch anders kommen kann, zeigt der 3. Oktober des vergangenen Jahres: Vor der italienischen Insel Lampedusa kamen über 360 Menschen ums Leben. Danach startete die italienische Regierung die Operation "Mare Nostrum": Marineschiffe und Hubschrauber sind seither in verstärktem Einsatz, um solche Tragödien zu verhindern. Seit Oktober wurden über 10.000 Migranten vor Sizilien gerettet und laut griechischer Küstenwache warten noch immer tausende Flüchtlinge in Ägypten und Libyen auf die Gelegenheit, nach Europa zu kommen.

23.000 Menschen kamen seit 2000 ums Leben

Wie eine Gruppe europäischer Journalisten in dem mehrmonatigen Projekt "The Migrants Files" recherchiert hat, sind seit 2000 mehr als 23.000 Menschen gestorben oder gelten als vermisst. Gezählt wurden allerdings nicht nur Fälle, die unmittelbar mit der Flucht zu tun hatten, sondern alle Todesfälle von Flüchtlingen, die entweder auf dem Weg nach Europa waren oder sich bereits in einem der Länder aufgehalten haben.

Seit August letzten Jahres hat die Projektgruppe verschiedene Datensätze zusammengeführt. Als Quellen dienten dabei die Datenbanken von United for Intercultural Action, Fortress Europe des italienischen Journalisten Gabriele Del Grande und des Projekt Puls, die Informationen wurden über öffentliche zugängliche Quellen wie Medienbeiträge oder Regierungsdokumente überprüft.

Frühere Schätzungen gingen von 17.000 bis 19.000 Opfern seit den frühen 90er-Jahren aus. Bisherige Zahlen kamen unter anderem von Frontex und dem europäischen Grenzüberwachungssystem Eurosur. Hier werden aber weder Tote noch Vermisste an den Grenzen mitgezählt, schreiben die Kollegen von der NZZ in in einem Making-of. Um die Daten besser darstellen zu können, werden die Fälle auf untenstehender Karte visualisiert. Aber nicht zu jedem Fall ist es möglich, einen eindeutigen geografischen Ort zu definieren. Wenn etwa ein Boot auf dem Weg von Algerien nach Spanien kenterte, ist es möglich, dass dieser im geografische Zentrum Algeriens verortet wird:

Beim Zusammenführen von großen Datenmengen können auch Doppelungen vorkommen. Die beteiligten Journalisten haben zwar doppelte Einträge manuell entfernt, doch nicht alle konnten ausgebessert werden. Das Projektteam bittet darum, einschlägige Hinweise an debug@themigrantsfiles.com zu senden.

Todesfälle von Flüchtlingen in Österreich

19 Todesfälle in Österreich sind in der Datenbank vermerkt. Einer der Fälle ist jener von Cheibani W., der bei einem Polizeieinsatz im Wiener Stadtpark verstarb. Ein Polizist und ein Notarzt wurden deshalb verurteilt. (red, derStandard.at, 31.3.2014)