Naked Lunch im Opern- und Popprojekt "Alcin@" am Landestheater Bregenz.

Foto: anja koehler | andereart.de

Bregenz - Dass die Zusammenarbeit von Regisseur Bernd Liepold-Mosser und Naked Lunch zu guten Ergebnissen führt, haben sie bereits mit Amerika nach Franz Kafka bewiesen, für die Liepold-Mosser 2011 den Nestroy-Preis verliehen bekam. Für die aktuelle Inszenierung von Alcin@ am Landestheater Bregenz setzte der Regisseur erneut auf die Klagenfurter Band. Er entwickelte ein Opern-, Theater und Popprojekt, bei dem sich alle drei Ebenen zu einem beeindruckenden Gesamtwerk fügen.

Georg Friedrich Händels Oper Alcina wurde 1735 in London uraufgeführt. Sie spielt auf der Insel von Titelprotagonistin Alcina, auf die sich Bradamante als Mann verkleidet begibt, um ihren Verlobten Ruggiero zu finden. Dieser ist, wie bereits viele Männer zuvor, dem Zauber von Alcina verfallen, die Männer, sobald sie ihrer überdrüssig wird, in Blumen oder Tiere verwandelt. Am Ende verliebt sie sich jedoch in Ruggiero und verliert dadurch ihre Macht.

Liepold-Mosser hat sich den großen Themen der Händel-Oper wie Sein und Schein, Verstellung, Verblendung und auch Geschlechtertausch angenommen und in die heutige Zeit übersetzt. Das @-Zeichen im Wort Alcina verweist bereits auf das Internet, mit dem wir uns selbst oft auch auf eine einsame Insel verfrachten. Themen wie Selbstdarstellung und das Annehmen falscher Identitäten gehören zum Alltag. Dabei bedient er sich oft einer sehr technischen Sprache. Ein etwas reduzierterer Einsatz technischer Begriffe hätte vielleicht die Kritik am Internet verständlicher gemacht.

Die Handlung selbst wird sowohl von Schauspielern als auch von als geisterhafte Wesen inszenierten Sängerinnen erzählt, die vom Orchester des Landeskonservatoriums (Dirigent Benjamin Lack) begleitet werden. Musikalisch treffen aus der Oper übernommene Arien auf Lieder von Naked Lunch. Der Band ist es gelungen, die großen Gefühle, die die Musik Händels evoziert, entsprechend zu ergänzen.

Der Erfolg der Inszenierung ist dem hervorragenden Zusammenspiel des gesamten Ensembles zu verdanken. Das Publikum dankte mit viel Applaus. (Nicole Wehinger, DER STANDARD, 1.4.2014)