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Flughafen Frankfurt: Hier droht in den nächsten Tagen der nächste Stillstand.

Foto: AP/Probst

Die Lufthansa streicht wegen des Streiks der Piloten von Mittwoch bis Freitag 3800 Flüge, teilte die Fluggesellschaft am Montag in einer Aussendung mit. Der Lufthansa droht mit dem Ausstand der größte Streik ihrer Geschichte.  Betroffen sind auch die Lufthansa-Billigfluglinie Germanwings und die konzerneigene Fracht-Gesellschaft.  Insgesamt dürften voraussichtlich mehr als 425.000 Passagiere die Auswirkungen verspüren. AUA-Konzernsprecher Peter Thier erklärt auf derStandard.at-Anfrage, der AUA-Flugbetrieb mit OS-Nummern sei von dem Ausstand nicht betroffen, man werde aber die Muttergesellschaft Lufthansa mit größeren Flugzeugen unterstützen.

Die Piloten wollen von Mittwoch bis Freitag drei komplette Tage streiken, um ihrer Forderung nach mehr Geld und der Beibehaltung einer betriebsinternen Frührente Nachdruck zu verleihen. Auch von 31 geplanten Frachtflügen der Lufthansa Cargo sind 23 bereits abgesagt. "Einen dreitägigen Vollstreik hat die Lufthansa noch nie erlebt", hatte eine Konzernsprecherin am Freitag die Dramatik der Lage beschrieben. Nach einer Schätzung von Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler geht der Lufthansa im Fall eines Drei-Tages-Streiks ein operativer Gewinn von 30 bis 50 Millionen Euro durch die Lappen.

Ergebnislose Treffen

Die Piloten sind entschlossen. Mehrere Treffen mit der Lufthansa in den vergangenen Tagen führten zu keinem Ergebnis. Vor über einer Woche hatten sich die Piloten in einer Urabstimmung nahezu geschlossen für einen Ausstand ausgesprochen. Jede Arbeitsniederlegung wird mindestens 48 Stunden vorher angekündigt. Entwarnung für die Passagiere gab es damals für Ostern - an den reiseintensiven Feiertagen wurden Arbeitsniederlegungen für ausgeschlossen erklärt.

Die Lufthansa kommt damit nicht zur Ruhe: Am Donnerstag vor einer Woche hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die großen Flughäfen bestreikt - dabei hatten unter anderem Gepäckverlader und Busfahrer die Arbeit niedergelegt. Die Fluglinie strich jeden dritten Flug. Der Schaden, den der halbtägige Streik verursachte, geht in die Millionen.

Die Cockpit-Angestellten der Lufthansa hatten ihre Durchschlagskraft zuletzt 2010 mit einem Ein-Tages-Streik unter Beweis gestellt, bei dem 1000 Flüge ausfielen. Knackpunkt in dem aktuellen Tarifstreit ist die bei der Lufthansa für das fliegende Personal lange Zeit übliche Frührente: Bislang konnten Flugzeugführer frühestens mit 55 Jahren und spätestens im Alter von 60 Jahren in den Vorruhestand gehen - die Bezüge bis zum Beginn der staatlichen Rente wurden aus der Übergangsversorgung gezahlt. Die Lufthansa kündigte den entsprechenden Tarifvertrag zum Jahreswechsel. Das Unternehmen will die Piloten später in Rente schicken.

Offen für Gespräche

Cockpit hingegen fordert, dass wegen der Belastungen durch lange Schichten und Nachtarbeit jeder Pilot selbst entscheiden solle, wann er mit dem Job aufhört. Auch ein neues Angebot der Lufthansa sei nicht ausreichend, da sich die Konditionen für neue Piloten auf jeden Fall verschlechterten, sagte Cockpit-Tarifvorsitzende Ritter zu Reuters. "Wir wollen, dass alle Piloten gleich behandelt werden." Die Gewerkschaft werde sich neuen Gespräche aber nicht verschließen.

Daneben fordert die Gewerkschaft zehn Prozent mehr Lohn über zwei Jahre. Die Lufthansa bietet über die Laufzeit vom 1. Mai 2012 bis 31. Dezember 2015 eine Erhöhung der Vergütung um 5,2 Prozent und eine Einmalzahlung vor. Auf die ursprüngliche vorgesehene Kopplung der Gehaltsentwicklung an das Unternehmensergebnis werde verzichtet. (Reuters/red, derStandard.at, 31.3.2014)