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Der Neue für München: Dieter Reiter (SPD)

 

Foto: EPA/ANDREAS GEBERT

München/Berlin - Die bayerische Landeshauptstadt München bleibt in sozialdemokratischer Hand. Überraschend deutlich - mit 56,7 Prozent - hat der bisherige Finanzreferent Dieter Reiter (SPD) am Sonntag die Stichwahl gegen den CSU-Kandidaten Josef Schmid (38,5 Prozent) gewonnen.

Reiter wird somit am 1. Mai Christian Ude als Münchner Bürgermeister nachfolgen. Der populäre Ude ist seit 1993 im Amt, er durfte bei den bayerischen Kommunalwahlen aus Altersgründen nicht mehr kandidieren.

Sein Nachfolger Reiter jedoch tritt kein leichtes Erbe an. Denn die bisherige rot-grüne Mehrheit im Münchner Stadtrat ging schon vor zwei Wochen bei der ersten Runde der Kommunalwahlen verloren, seither ist die CSU die stärkste Fraktion. Reiter kann jetzt entweder die Piraten und die Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP) ins rot-grüne Boot holen - oder eben der CSU eine große Koalition anbieten.

Für die CSU ist das nur ein schwacher Trost. Sie war mit dem Ziel in die Wahl gegangen, die Vorherrschaft der SPD in München zu brechen. Die Sozialdemokraten regieren die bayerische Landeshauptstadt seit 1948, nur einmal (1978 bis 1984) stellte ein CSU-Mann den Oberbürgermeister.

München wäre das schwarze Tüpfelchen auf dem "i" gewesen - hat die CSU doch bei der Landtagswahl am 15. September die absolute Mehrheit errungen und auch bei der Bundestagswahl eine Woche später stark abgeschnitten. Doch der Plan, auch die Kommunen schwarz zu färben, ging nicht nur in München nicht auf.

Der CSU gelang es auch in Erlangen, Regensburg und Ansbach nicht, die Bürgermeister zu stellen. Dennoch spricht CSU-Generalsekretär Peter Scheuer von "sehr, sehr viel Licht" bei den Kommunalwahlen. Er meint damit die ländlichen Regionen Bayerns, wo die CSU "gigantische Ergebnisse" erzielt habe. So nahm die CSU der SPD vier Landkreise ab, unter anderem das fränkische Hof und den Landkreis Schwandorf, der in den 1980er-Jahren durch den Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf bekannt geworden war.

Als Gewinner können sich die Grünen sehen. Sie stellen jetzt in Bayern 14 Bürgermeister, das sind sechs mehr als bisher. Fünf Neuzugänge sind im Münchner Umland zu verzeichnen.

Und es gibt zwei bundesweite Premieren. In den beiden Landkreisen Miltenberg (Nordbayern/ Unterfranken) und Miesbach am Tegernsee (Oberbayern) wurden grüne Landräte ins Amt gewählt, es sind die ersten grünen Landräte in ganz Deutschland.

In Miltenberg hatte zuvor die CSU 28 Jahre lang regiert. Auch Miesbach hatte einen CSU-Landrat. Dieser aber zog sich wegen einer von Partei und örtlicher Sparkasse finanzierten Geburtstagsparty kurz vor der Kommunalwahl zurück. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 1.4.2014)