Zeit soll er haben, der Hausarzt. Empathisch sein. Geografische Nähe, ein leeres Wartezimmer, eine simple Lösung für alle Wehwehchen - das wünschen sich die Österreicher vom Mediziner ihres Vertrauens. Das besagt nicht nur das Bauchgefühl, sondern auch eine Umfrage von Oekonsult, die nicht zufällig am Sonntag veröffentlicht wurde. Denn am Montag wurde einmal mehr darüber verhandelt, wie die Grundversorgung neu gestaltet werden soll.

Nichts weniger als ein Systemwechsel steht an: Die chronische Verstopfung der Spitalsambulanzen reduzieren, die Arbeitslast auf verschiedene Gesundheitsberufe verteilen, den Hausarzt zum Gesprächspartner statt zum Pillenverschreiber machen - das alles soll die Reform können.

So weit, so konsensual. Wie schwierig es werden kann, wenn es an die Details geht, zeigt Niederösterreich vor, wo sich Land und Gebietskrankenkasse partout nicht auf einen Zielsteuerungsvertrag einigen können. Es wird heftig über das Geld verhandelt, und nichts anderes ist auch für die Primärversorgung zu erwarten. Wie werden es die Mediziner letztlich finden, wenn man diplomiertes Personal ihre Arbeit machen lässt? Werden die Kassen den Ärzten mehr für das ärztliche Gespräch bezahlen? Werden alle ein bisschen Einfluss abgeben, um schlüssigere Strukturen zu schaffen? Die Patienten irrlichtern schon viel zu lange herum in einem System, das zwar vieles bereitstellt - aber allzu oft zur falschen Zeit am falschen Ort. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 1.4.2014)