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Eine Aufnahme nach den Zusammenstößen im Februar. Kundgebungsteilnehmer trugen den Sarg eines der Opfer auf dem Maidan-Platz weg.

Foto: APA/EPA/IGOR KOVALENKO

Kiew/Moskau - Das ukrainische Innenministerium hat am Montag die Festnahme mehrerer Verdächtiger bestätigt, denen die Ermordung dutzender Demonstranten und Polizisten auf dem Maidan am 20. Februar vorgeworfen wird. Die Todesschüsse hatten die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Opposition weiter eskalieren lassen. Laut Innenministerium handelt es sich bei den Festgenommenen sowohl um Mitglieder krimineller Banden als auch um Mitarbeiter von Sicherheitsorganen. Über die Anzahl der Festnahmen gibt es keine Angaben.

Eigentlich wollte das Ministerium erst am 3. April einen vorläufigen Untersuchungsbericht vorlegen. Allerdings tauchten bereits am Wochenende auf der US-Webseite "Daily Beast" Fotos auf, die eine Beteiligung der Sondereinheit "Alfa" des ukrainischen Geheimdienstes SBU an dem Blutbad belegen sollen.

Die Fotos zeigten, wie sich Mitglieder des Alfa-Teams im SBU-Innenhof, nur wenige Straßenzüge vom Maidan entfernt, "kampfbereit" machten, kommentierte Daily Beast. Unter anderem ist auf den Bildern die Verladung von Ausrüstung, Sturm- und Scharfschützengewehren zu sehen.

Über die Herkunft der Scharfschützen hatte es von Anfang an Streit gegeben. Präsident Wiktor Janukowitsch wies die Anschuldigung der Opposition, er habe den Schießbefehl gegeben, zurück. Auch der damalige Leiter der Spezialeinheit Oleg Prisjaschny dementierte eine Beteiligung Alfas an den blutigen Ereignissen.

Später dann berichteten russische Medien unter Berufung auf ein abgehörtes Gespräch zwischen Estlands Außenminister Urmas Paet und der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton, dass die damalige ukrainische Opposition hinter den Scharfschützen stecke. Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin verdächtigte gar die US-Botschaft in Kiew. Daily Beast hingegen richtet den Zeigefinger auf Moskau.

Für Kiew ist die Aufklärung der Todesschüsse auch zur eigenen Legitimation wichtig - wird der Sturz Janukowitschs doch auch mit dessen Verantwortung für das Blutbad begründet. Inzwischen sind in der Ukraine zahlreiche Verfahren gegen den geflohenen Präsidenten anhängig.

"Entspannungssignal"

Unterdessen hat Russland einen Teil seiner Truppen von der Grenze zur Ukraine abgezogen. Ein Bataillon sei nach einer Übung aus der Region Rostow am Don in die Kasernen zurückgekehrt, teilte das Moskauer Verteidigungsministerium am Montag mit. Der deutsche Außenminister Frank Walter Steinmeier begrüßte den Schritt als ein "kleines Entspannungssignal". Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble sorgte für Aufregung, weil er über die Übernahme der Krim durch Russland vor Schülern gesagt haben soll: "Mit solchen Methoden hat schon der Hitler im Sudetenland übernommen." (André Ballin, DER STANDARD, 1.4.2014)