Was haben "Occupy", die spanischen "Indignados" und der "Arabische Frühling" gemeinsam? Was verbindet die Demokratiebewegung im Iran mit dem Kampf in Syrien? Everyday Rebellion, derzeit im Kino, ist ein Dokumentarfilm und Crossmedia-Projekt, das den zivilen Ungehorsam feiert und die Kraft und Vielfalt der kreativen, gewaltlosen Protestmethoden weltweit miteinander in Verbindung setzt.

Bild: Regisseur Arash T. Riahi nach einer Tränengasattacke.

Foto: everydayrebellion.net

Die iranischen Filmemacher und Brüder Arash T. Riahi und Arman T. Riahi sind aufgrund der Tatsache, aus einer politisch verfolgten Familie zu stammen, mit der Idee des politischen und gewaltlosen Widerstands vertraut. Für ihr erstes gemeinsames Projekt "Everyday Rebellion" haben sie eine Plattform aufgebaut, die als permanent wachsende Inspirationsquelle dienen soll. Auf derStandard.at veröffentlichen sie ausgesuchte Videos und Hintergrundinfos zu gewaltlosen Protest-Aktionen.

Foto: Nela Märki

Eines ist klar: Die Türkei ist eine gespaltene Nation. Viele Menschen waren schon vor den gestrigen Kommunalwahlen sehr unzufrieden mit der Regierung. Die Zensur von Internetdiensten wie Twitter, Youtube und bald vielleicht sogar Google, ist nur einer von vielen Kritikpunkten an Regierungschef Recep Tayyip Erdogan, der überraschenderweise bei den jetzigen Kommunalwahlen als deutlicher Sieger hervorging.

Während unseres Türkeiaufenthalts im Februar 2014 waren wir Zeugen einer sehr aufgeladenen Stimmung und sind in Folge eines Protests selbst in eine gefährliche Situation geraten, als die Polizei mit Tränengas auf Zivilisten losging. Eine Tränengaspatrone traf sogar einen von uns. Wir konnten geraume Zeit nur sehr schwer atmen und die Augen für mehrere Stunden nicht mehr öffnen. Für die Menschen vor Ort war dies jedoch eine bereits alltägliche Situation. Sie waren sehr hilfsbereit und gut vorbereitet. Sie brachten uns in ein Haus, verabreichten uns diverse Flüssigkeitsmischungen gegen das brennende Gift, dessen Wirkung langsam nachließ. Als einige Menschen mitbekamen, dass wir die Regisseure von "Everyday Rebellion" waren, der einige Stunden zuvor in einem Istanbuler Kino gelaufen war, wollten sie den Film sehen. Wir schlugen vor, ihnen gleich vor Ort auf einem Laptop den Film zeigen. Sofort wurde ein Laptop bereitgestellt und wir zeigten ihnen den Film mit türkischen Untertiteln. Es war eine sehr schöne Atmosphäre von Solidarität in dem Raum zu spüren, denn es waren noch andere Menschen anwesend, die auch zufällig oder auch nicht Opfer des Tränengases geworden sind und von den Hausbewohnern behandelt wurden.

Der türkische Gezi-Aktivist Yakup Cetinkaya erklärt uns im Video, wie man sich am Besten vor Tränengasangriffen schützen kann und wie man atmen soll. (Arash und Arman T. Riahi, derStandard.at, 1. April 2014)