Bild nicht mehr verfügbar.

Da der Frühling immer früher kommt, die Geburtszeit der Rehe aber gleich bleibt, überleben immer weniger Kitze ihren ersten Sommer.

Foto: APA

Paris - Die Anpassung an den Klimawandel fällt manchen Tieren leichter als gedacht. Andere wiederum tun sich schwer damit. Die Rehe etwa scheinen ein ernsthaftes Problem damit zu haben. Immer weniger neugeborene Rehkitze überleben in Frankreich ihren ersten Sommer. Das berichtet ein Forscherteam um Floriane Plard von der Universität Lyon in der Fachzeitschrift "Plos Biology".

Während die Pflanzen aufgrund der Erderwärmung immer früher austreiben, blieb die Geburtszeit der Rehkitze in den vergangenen Jahrzehnten unverändert. Dadurch verpassen die stillenden Muttertiere die Zeit des besten Nahrungsangebots und können ihre Kitze schlechter versorgen, schreiben die Forscher.

Sie verglichen für ihre Untersuchung den Geburtszeitpunkt der Rehkitze und deren Überlebenschancen mit dem Zeitpunkt des Pflanzenaustriebs über einen Zeitraum von etwa 27 Jahren. Außerdem analysierten Plard und ihre Kollegen die Temperaturentwicklung im Untersuchungsgebiet in der Champagne im Nordosten Frankreichs.

Zwischen 1985 und 2011 stieg die Frühlingstemperatur demnach um rund 1,5 Grad. Die Pflanzen trieben dadurch etwa zwei Wochen früher aus. Je weiter Frühlingsaustrieb und Geburt auseinanderlagen, desto schlechter stand es demnach um die Überlebenschancen der Kitze. Den Grund dafür vermuten Plard und ihre Kollegen in der schlechteren Versorgung der Muttertiere. Denn die reichhaltige Vegetation während des Pflanzenaustriebs hilft Rehen, ihren erhöhten Energiebedarf für die Milchproduktion zu decken.

Nichts deute darauf hin, dass sich die Rehe an die veränderten Bedingungen anpassen können, berichten die Forscher. Ein früher im Jahr geborenes Muttertier bringe nicht automatisch auch das eigene Kitz früher zur Welt. Die Folge: Es gebe keine evolutionäre Anpassung des Geburtszeitpunkts der Rehe an den Klimawandel, erklärt Plard. Insgesamt nehme der Bestand der Rehe dadurch ab.

Andere Tiere wie die Kohlmeise könnten sich gut an die Folgen des Klimawandels anpassen, schreibt der Wissenschaftsjournalist Jonathan Chase in einem Begleitartikel. Sie pflanzten sich einfach früher im Jahr fort. Während der Zeitpunkt der Fortpflanzung bei Kohlmeisen von der Lufttemperatur gesteuert werde, löse bei Rehen die Tageslänge den Eisprung aus - und diese bleibt auch im veränderten Klima konstant. Die Studie sei eine düstere Warnung, dass sich nicht alle Tiere an die Erderwärmung anpassen können - mit noch nicht absehbaren Folgen für das Ökosystem. (APA, DER STANDARD, 2.4.2014)