A1 erhält bei Auslandsroaming einen Teil der Rechnungssumme, bei Betrug "sieht man sich den Fall individuell an".

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Der Mobilfunker A1 hätte im Betrugsfall rund um einen Vorarlberger Studenten mitverdient: Bei Telefonie im Ausland erhält auch der eigene Provider einen bestimmten Rechnungsbetrag. Das wird vertraglich zwischen dem Mobilfunker und dessen Partnerprovider im Ausland festgelegt, der Prozentsatz variiert hier stark. Auch auf der Rechnung des Studenten war der Betrag ausgewiesen.

Betrugsfall

Dem Vorarlberger war im Barcelona-Urlaub das Handy gestohlen worden, Betrüger hatten daraufhin computergestützt eine Vielzahl an Verbindungen aufgebaut, um Gesprächsminuten zu generieren. So war binnen vier Stunden eine Summe von 17.000 Euro entstanden, die dem Studenten von A1 in Rechnung gestellt wurde – inklusive des Betrags, den im Endeffekt A1 selbst verdient hätte.

"Rechnung korrekt ausgestellt"

A1 betont allerdings, dass die "Rechnung korrekt ausgestellt werden muss". Der Mobilfunker hatte den Betrag nach Beschwerden auf 14.000 Euro reduziert, beim Differenzbetrag dürfte es sich um die Summe handeln, die A1 erhalten hätte, laut Futurezone macht sie 3.400 Euro aus. Nach Öffentlichwerden des Falls und zahlreichen Solidaritätsbekunden für den Studenten bietet A1 dem Vorarlberger nun eine Kulanzlösung in Höhe von 500 Euro an.

Einzelfallprüfung

A1 weist darauf hin, sich "jeden Fall individuell anzusehen". Bei Betrugsfällen sei man durchaus bereit, auf den eigenen Verdienst zu verzichten. Laut Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer Wien müsse man indes grundsätzlich unterscheiden, ob der Handydieb das Gerät für normale eigene Gespräche nutze oder ob damit Gespräche simuliert würden, um Gebühren in die Höhe zu treiben. Durch die verzögerte Abrechnung und eine lange Kette an Abrechnungen - angerufener Provider zu Roaming-Provider zu eigenem Provider - sei so ein Fall auch rechtlich sehr komplex. 

EU will besseren Schutz

Das EU-Parlament möchte im Telekompaket, über das am Donnerstag abgestimmt wird, auch eine bessere Ausgabenkontrolle bei Sprachtelefonie festlegen. Man plant eine festgelegte Betragsgrenze (beispielsweise 60 Euro), die nur durch Opt-out überschritten werden kann. Dann könnten solche horrenden Rechnungen der Vergangenheit angehören. 

RTR: Zusammenarbeit mit Spanien

Der österreichische Telekomregulator RTR will indes mit seinem spanischen Pendant zusammenarbeiten, um solche Betrügereien zu verhindern. "Wir werden unsere internationalen Beziehungen nützen und den spanischen Regulator kontaktieren", erklärt Geschäftsführer Johannes Gungl. Er ist sicher, dass eine Lösung im Sinne von Touristen und Betreibern gefunden werden könne. 

"Notfallkarte bei sich tragen"

Das Forum für Mobilkommunikation (FMK) rät Handynutzern, die Servicenummer des Betreibers jederzeit bei sich zu tragen, um schnell auf Handyverluste reagieren zu können. "Die Hotlinenummer im Handy zu speichern bringt da natürlich nichts", so FMK-Präsident Rüdiger Köster, weswegen man kostenlose Notrufkarten im Scheckformat anbiete. Diese seien beim Forum für Mobilkommunikation erhältlich. (fsc, derStandard.at, 2.4.2014)