Wien- Andrä Rupprechter kostet die Demontage des Vorgängers subtil aus. Breit lächelnd posiert er unter dem Schild, das sein im einstigen Kriegsministerium am Ring stationiertes Ressort ab sofort als "Ministerium für ein lebenswertes Österreich" ausweist. Der alte Name "Lebensministerium" habe "überschießend" geklungen, sagt er - nicht die einzige Abgrenzung vom Erbe des gestrauchelten Nikolaus Berlakovich. "Ich bin im Bienenstock fast aufgewachsen", erzählt Rupprechter ungefragt, "mein Göd war Imker".
Großes Gewurl herrscht auch im Dachgeschoß des Ministeriums - der Mann, der Herz Jesu und Homo-Adoptionsrecht unter einen Hut bringt, zieht. Geladen hat er, um sein Credo in gedruckter Form vorzustellen. 19 Seiten umfasst das Heftl, das Rupprechters "Grundsatzprogramm" unters Volk bringen soll.
"Bin natürlich ein Netter"
Für einen Politiker, der alles neu machen will, wirkt der Running Gag bei der Präsentation eher altbacken. Kinder - auch die ziehen immer - werfen dem Minister per Videobotschaft Stichwörter zu, die dieser dankbar zur Selbstdarstellung aufgreift. "Es gibt Politiker, die immer nur an Schas reden", darf ein Bub immerhin sagen. "Ich bin natürlich ein Netter", knüpft Rupprechter an.
Von ökosozialer Marktwirtschaft über den Kampf gegen Monokulturen bis zur Digitalisierung des flachen Landes reichen die Visionen des Ministers, der vor allem beim Klimaschutz Besserung gelobt: Österreich müsse die Ziele zur Reduktion der Treibhausgase erreichen, ohne dafür wie bisher Verschmutzungsrechte - eine Art Ablasshandel - zuzukaufen. Welche Maßnahmen ihm vorschweben, um das zu schaffen? Rupprechter, der bei der Verkehrseindämmung den größten Nachholbedarf sieht, nennt ein Beispiel: In Wien soll eine große Taxikette auf Elektrofahrzeuge umgestellt werden - worauf weitere Städte folgen sollten.
Erreichen muss der ÖVP-Politiker auch die in der Regierung vereinbarten Sparziele, heuer hat das im Vorjahr mit 2,75 Milliarden ausgestattete Ministerium die Ausgaben um 45 Millionen zu kürzen. Fünf Millionen davon soll der Umbau des Ressorts bringen: Zwei Landwirtschaftssektionen verschmelzen zu einer, die Rechtssektion wird aufgelöst; dafür soll es in jeder Sektion einen Rechtsexperten geben. Überdies soll eine Verwaltungskooperation mit dem Familienministerium Kosten sparen - etwa indem die EDV gemeinsam verwaltet wird.
Durchforsten will der Tiroler auch "die vielen bunten Schrebergärten" im Haus, womit er die 30 verschiedenen Kampagnen und Initiativen meint, die nun zu einer Leitkampagne verschmolzen werden. Erhalten bleibt das große "L" als Logo, vornehmlich unterlegt von der Lichtnelke. Warum, erklärt Rupprechter so: "Diese Blume ist anspruchslos - sie steht für den Minister." (Gerald John, DER STANDARD, 3.4.2014)