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Foto: Reuters/Platiau

Werden sie einander zulächeln? Oder gar "faire la bise", sich ein Busserl geben? Oder sich nur die Hand schütteln, wie es bei Regierungssitzungen Usus ist? Ganz Frankreich wartet auf die erste Sitzung der neuen Regierung, die Präsident François Hollande am Freitag eröffnen wird. Am ovalen Tisch im Elysée-Palast wird auch seine ehemalige Lebensgefährtin Ségolène Royal sitzen, mit der er dreißig Jahre seines Lebens verbrachte, bevor er politisch wie privat zu neuen Ufern aufbrach.

Royal wurde am Mittwoch zur Ministerin für Umwelt, Energie und nachhaltige Entwicklung ernannt. Die Pariser Medien sprechen wortspielerisch von "königlicher" Revanche. Zwei Jahre lang stand die 60-jährige Sozialistin auf dem Abstellgleis. Nach der Präsidentschaftswahl 2007, bei der sie gegen Nicolas Sarkozy verloren hatte, spielte sie als Abgeordnete noch eine wichtige Rolle. Doch dann musste sie zusehen, wie Hollande 2012 mit der "Neuen", mit Valérie Trierweiler, in den Élysée-Palast einzog.

Als wäre das nicht genug, verlor Royal nur kurz danach auch noch ihren Abgeordnetensitz. Damit war sie weg von der Bildfläche; ihr blieb nur noch der Vorsitz der ländlichen Region Poitou-Charentes in Westfrankreich.

Aber Royal, die sich stets von einer höheren Mission beseelt fühlt, warf die Flinte nicht so schnell in die Sümpfe des Poitou. Hollande, so heißt es, erhielt regelmäßig ihre Anrufe. Ab und zu tat sie auch öffentlich kund, dass sie sich als Ministerin sähe. "Wir müssen ohne Hast eine gute Lösung finden", erklärte sie dem Magazin le point. "Zwischen François und mir gibt es eine stillschweigende Übereinkunft: Irgendwann muss ich ins Dispositiv zurückkehren." Das "Dispositiv" war die Regierung.

Der Präsident ließ Royal aber warten. Im Élysée verging die Zeit - und damit auch die Liebe; der Präsident fuhr mit dem Motorroller zu einer Geliebten, der Pariser Schauspielerin Julie Gayet. Diese Geheimniskrämerei passte vielen Franzosen nicht, was mit ein Grund dafür war, dass das Hollande-Lager bei den Gemeindewahlen eine böse Abfuhr erlitt. In deren Folge musste der Präsident nun eine neue Regierung ernennen. Jetzt ist die Zeit Royals wieder gekommen; zumindest politisch.

Von Trierweiler und Gayet hört man nichts mehr. Royal hingegen wird jede Woche im Rampenlicht stehen; und "ihrem" Präsidenten, der in den Umfragen ins Bodenlose gestürzt ist und mit dem Rücken zur Wand steht, freundlich zulächeln. (Stefan Brändle/DER STANDARD, 3.4.2014)