Wien - Die Jahresbilanz des Wissenschaftsfonds FWF klingt für Beobachter zunächst einmal sehr positiv: 2013 konnte der zentrale Förderer von Grundlagenforschung 202,6 Millionen Euro im Wettbewerb vergeben. Das ist ein Rekordwert, dessen Zusammensetzung allerdings, wie berichtet, auf wackeligen Beinen steht: Etwa 100 Millionen waren zuletzt im Basisbudget veranschlagt, der Rest wurde durch Sondermittel, Reserven und Nationalstiftung zusammengekratzt.

Diese Mittel fallen ab 2016 im großen und ganzen weg. Die Nationalstiftung schüttet schon jetzt deutlich weniger als zuletzt aus, weshalb der Rekordwert dann halbiert werden könnte, wenn nicht mehr Mittel in Richtung FWF fließen. Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat deshalb ein zusätzliches Budget von 243 Millionen Euro für die Jahre 2016 bis 2018 vom Finanzministerium gefordert, damit würde die Basisfinanzierung des Fonds wenigstens bei knapp über 180 Millionen pro Jahre liegen. Insgesamt will Mitterlehner 1,6 Milliarden für Unis, Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und FWF.

"Nicht ideal"

"Das wäre zwar noch immer nicht ideal, aber immerhin ein Blick in die Zukunft", sagte FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund bei der Präsentation der Jahreszahlen. Ein Budgeteinbruch würde jedenfalls einen sofortigen Bewilligungsstopp zur Folge haben, denn Grundlagenforschung müsse man langfristig planen. "2016 ist deshalb eigentlich schon heute." Man suche Ergänzungen zum Bundesbudget, Alternativen könnten das freilich nicht sein. Der FWF habe zum Beispiel mit den Bundesländern Matchingfunds eingerichtet.

Abwanderungen drohen

FWF-Geschäftsführerin Dorothea Sturn meinte, der Fonds könne im Falle eines Budgeteinbruchs jedenfalls nicht mehr "mit dem gleichen wohldurchdachten Strauß an Förderungen auftreten." Sie warnte vor drohenden Abwanderungen international renommierter Wissenschafter. Ein Aussetzen des Wittgensteinpreises, der mit 1,5 Millionen Euro dotiert ist, sei eigentlich nur "ein Tropfen auf den heißen Stein". Für 2014 sei das jedenfalls keine Option. „Für die Zukunft könne man darüber nachdenken", sagte Ehrenfreund.

Die FWF-Präsidentin will weiter das Gespräch suchen und um eine bessere Dotierung der Grundlagenforschung in Österreich kämpfen. "Im Moment trage ich die politische Situation mit Fassung", sagte sie. Die  FWF-Vizepräsidenten Hermann Hellwagner. Christine Mannhalter und Alan Scott wiesen darauf hin , dass schon das derzeitige Budget nicht ausreiche, um alle förderwürdigen Projekte im Land zu finanzieren. Dazu fehlten zuletzt etwa 80 Millionen Euro. Mit einer Bewilligungsquote von knapp 24 Prozent sei "die Schmerzgrenze" eigentlich erreicht.

Höhere Ausgaben in Deutschland

Ein Vergleich mit anderen europäischen Forschungsländern macht das deutlich: Während pro österreichischem Einwohner 24 Euro für den FWF aufgewendet werden, sind es in Deutschland pro Einwohner 34 Euro (für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG) und in der Schweiz sogar 89 Euro (für den Schweizer Nationalfonds).

Die am 17. März gestartete Online-Petition "Wissenschaft ist Zukunft", die Mitterlehners Gesamtforderung von 1,6 Milliarden unterstützt, soll nun am 11. April an Jochen Danninger (ÖVP), Staatssekretär im Finanzministerium, übergeben werden. ÖAW-Präsident Anton Zeilinger warnte zuletzt im Ö1-Mittagsjournal, bei einer weiteren Stagnation oder Reduktion der Mittel seien akut 4000 Arbeitsplätze in der Wissenschaft bedroht. (pi, DER STANDARD, 3.4.2014)