Wohnort von Wanderarbeitern in Phnom Penh.

Foto: CARE

Va Sinown, eine Migrantin aus Malaysia.

Foto: Monika Kalcsics

Plakat über die Gefahren von Migration.

Foto: Monika Kalcsics

Phnom Penh - Es sind vor allem die jungen Kambodschaner, die in ihrem eigenen Land nur schwer Jobs finden. Die unter 25-Jährigen machen die Hälfte der Bevölkerung aus. Viele versuchen, in der boomenden Textilindustrie unterzukommen. Eine andere und für viele auf den ersten Blick aussichtsreichere Option ist die Arbeit im Ausland. Malaysia und Thailand stehen für besseres Gehalt, das schönere Haus, das größere Ansehen. In den Nachbarländern kann man bis zu drei Mal so viel als Hilfsarbeiter verdienen.

Doch der Schritt ins Ausland birgt enorme Risiken. In Thailand arbeiten etwa doppelt so viele illegale wie legale Arbeiter. Kambodschanische Männer versuchen vor allem in der Agrar- und Fischindustrie Thailands unterzukommen. Laufend berichten Zeitungen von Befreiungsaktionen von Arbeitern, die unter sklavenähnlichen Bedingungen für Fischfangflotten geschuftet haben. Kambodschanische Frauen versuchen als Haushaltsgehilfinnen nach Malaysia zu gelangen, die ersten sechs bis neun Monate verdienen sie meisten nichts. Das Gehalt geht an Zwischenhändler, die den Job vermitteltn.

32 Milliarden Euro

Das Geschäft mit der Handelsware Mensch ist weltweit das drittgrößte nach dem Drogen- und Waffenhandel. Ein 32 Milliarden-Euro-Business mit 21 Millionen Arbeitssklaven, schätzt die Internationale Arbeitsorganisation ILO. Südostasien ist die Drehscheibe im internationalen Menschenhandel. Und wie in jedem Business gibt es auch hier Trends, sagt Tith Lim, UN-Mitarbeiter in Phnom Penh: "Kambodschanerinnen werden derzeit nach China gehandelt und landen oft  in Zwangsehen. Oder es werden ihnen Arbeitsvisa versprochen, stattdessen erhalten sie aber Touristenvisa und enden als illegale Textilarbeiterinnen."

EU-Programm läuft aus

Im Kampf gegen den Menschenhandel gibt es für Hilfsorganisationen ein ganz wichtiges Ziel: Sichere Wege der Migration fördern. Smart, also "Safe Migration and Reduced Trafficking", heißt das Programm, das die EU seit 2012 finanziert, um dem Menschenhandel in Kambodscha vorzubeugen. Care Österreich wurde beauftragt, mit lokalen Partnern Aufklärung in Schulen und Dörfern zu leisten. Finanzielle Unterstützung kommt auch von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit OEZA. Wichtig ist es Care, die Kinder früh genug zu erreichen, denn viele verlassen die Schule vorzeitig. 

Kommendes Jahr läuft das von der EU-finanzierte Smart-Projekt aus, die EU möchte zukünftig auf Bildungsprojekte setzen. Der nationale Aktionsplan bis 2018 stehe fest, doch im Gespräch mit dem Standard kann die Staatssekretärin im Innenministerium, Chou Bun Eng, nicht sagen, wie hoch das Budget sein wird.

Hohes Wirtschaftswachstum

Auf eine politische Debatte, den Menschen mehr Anreiz zu bieten, im Land zu arbeiten, indem man ihnen Löhne bezahlt, von denen sie auch leben können, lässt sich die Staatssekretärin noch nicht ein. "Derzeit liegt die Priorität im Wirtschaftswachstum. Wenn die Wirtschaft weiterhin um sieben Prozent wächst, dannwerden wir auch ein Problem nach dem anderen lösen können", sagt sie.

Im Vergleich zu den anderen südostasiatischen Staaten hat Kambodscha zwar das zweithöchste Wirtschaftswachstum. Das Land steht aber auf der UN-Entwicklungsrangliste an zweitniedrigster Stelle. (Monika Kalcsics, DER STANDARD, 4.4.2014)