Wie würde Ihr perfektes "Star Wars"-Spiel aussehen?

Foto: LucasFilm/Disney

Als "Star Wars"-Fan der ersten Stunde hatte man es in den vergangenen Jahrzehnten in so vieler Hinsicht nicht leicht. Bei manchen sitzt der Schmerz über die kreative Neuausrichtung so tief, dass es für sie immer noch nur drei Kapitel des Sci-Fi-Epos gibt. Episode 1 bis 3 glimmen maximal als verklärte Vision am Horizont einer Parallelwelt in meinem Kopf. Wie konnte der Todesstern vom ultimativ Bösen nur zu diesem bösartig verschnulzten Konstrukt einer Fantasyverballhornung werden? Wie konnten Ende der 1970er Harrison Fords ewig gleich schiefer Grinser nur so viel charmanter und der Imperator nur so viel finsterer sein, als alles, was Jar Jar Binks und das königliche Liebesdrama hervorbrachten?

Vielleicht liegt das am Erwachsenwerden. Vielleicht auch an George Lucas' weichspülender Kommerzverblendung. 

Potenzial ungenutzt

Ebenso durchwachsen mit der Tendenz zum Ramsch sahen bisher die Ambitionen am Videospielmarkt aus. Die Tage eines "Rebel Assault", "Jedi Knight" und "Battlefront" sind bereits eine Ewigkeit her, dazwischen wurde die Leere mit veritablem Lizenztrash gefüllt. Zuletzt wurden die Hoffnungen auf eine gute Spielauskoppelung erstickt, als LucasArts nach dem Ausverkauf an Disney eingestellt wurde - mitsamt dem 2012 enthüllten und sehr vielversprechenden Kopfgeldjägerabenteuer "Star Wars 1313".    

Eine Chronologie des Grauens bzw. der wirtschaftlichen Realität hinter der Fantasiewelt, die nun von einer Seite geschönt werden könnte, von der man es aufgrund lucasscher Franchisegetriebenheit möglicherweise nicht erwarten würde: Electronic Arts (EA). Der US-Publisher sicherte sich mit der vergoldeten Signatur des Micky-Mouse-Imperiums auf viele Jahre die exklusive Entwicklung von "Star Wars"-Games.

Große Sternenkrieger

Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es vermehrt Anzeichen dafür, dass die nächsten Sternenkrieger imposantere Einträge in den Geschichtsbüchern verzeichnen könnten. In vorderster Reihe steht "Battlefield"-Schöpfer DICE, das für 2015 eine Neuauflage des Mehrspieler-Shooters "Battlefront" in der Pipeline hat. Vorausgesetzt, EA lässt sich genügend Zeit für den Feinschliff und vermeidet ein weiteres Startdebakel wie bei "Battlefield 4", sollte das Projekt in den erfahrenen Händen der schwedischen Talente ein Selbstläufer werden.

Für Spieler, die etwas tiefer in das Universum der Jedi-Krieger abtauchen wollen, gibt es spätestens seit vergangener Woche ebenfalls eine Freudenbotschaft: Im Studio Visceral Games ("Dead Space") entsteht ein bisher nicht weiter besprochenes "Star Wars"-Spiel - mit vermutlich abenteuerlicherem Charakter. Dieser Umstand allein würde nicht ausreichen, um Fans aufhorchen zu lassen, hätte EA nicht eine gewisse Amy Hennig für die kreative Leitung der Entwicklung gewinnen können.

Bei den Großen gelernt

Henning startete vor zwei Jahrzehnten ihrer Karriere bei EA und legte von da an einen imposanten Werdegang hin, der sie zuletzt zu Sonys renommierter Schmiede Naughty Dog führte. An der Spitze des Hunderudels formte sie als Kreativdirektorin und Autorin Schatzsucher Nathan Drake mit "Uncharted" zu einem der schillerndsten Videospielprotagonisten unserer Zeit.

Ob man nun ein Freund der Serie ist oder nicht: Henning versteht es wie wenige andere in der Branche, spielend spannende Geschichten zu erzählen und Cineastisches mit Gameplay zu verschmelzen. Gleichzeitig bezeichnet sich Henning als ausgeprägter "Star Wars"-Fan. Per Twitter teilte sie ihre Freude mit und erklärte, dass die Serie einen "beträchtlichen Einfluss" auf ihr Leben und Schaffen hatte.

Kreative Freiheit

Zuversichtlich stimmt überdies die Ansage EAs Neo-Chefs Andrew Wilson, keine simplen Filmadaptionen im Sinn zu haben. Tatsächlich scheint es keine sehr strenge Vorgabe für die Entwickler zu geben. "Wir planen kein Spiel, das die Geschichte eines speziellen Films nachahmt", so Wilson in einem Interview mit CNN. Ähnlich dem Zugang von Warner Bros. erfolgreicher "Batman"-Spielumsetzung in Form der "Arkham"-Serie, wolle man Spiele schaffen, die für sich stehen.

Für Verfechter der ursprünglichen dunklen Seite der Macht (Episode 4 bis 6) ist dies vielleicht sogar die beste Nachricht. Denn egal wie sehr George Lucas und Disney die künftigen Filme noch verbinksen werden, haben die Spielentwickler bei DICE und Visceral die Freiheit, andere Pfade zu beschreiten. Ein noch tieferer Absturz ist damit zwar nicht ausgeschlossen, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 5.4.2014)

Video: Aus "Star Wars 1313" wurde leider nichts.

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