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Verkehrswert ist gut, Vertrauen ist besser: Dem damaligen ÖBB-Chef Martin Huber (links) verkaufte der frühere Telekom-Chef Heinz Sundt 2005 ein Palais auf Basis eines Wertgutachtens von 2001.

Foto: APA/Roland Schlager

Wien - Statt des erwarteten Finales mit Plädoyers und Urteilen wurde es im sogenannten Schillerplatz-Prozess gegen die ehemalige Führung der Telekom Austria (TA) und Ex-ÖBB-Chef Martin Huber samt Ehefrau am Freitag noch einmal spannend. Zwar fehlte einer der von der Staatsanwaltschaft als Zeugen beantragten Immobilienmanager. Der zweite, Investor Michael Tojner (Hotel Intercont, Eislaufverein) schilderte dafür einigermaßen ungewöhnliche Vorgänge aus dem Jahr 2004.

Er habe mit seiner Investmentgesellschaft Global Equity (GEP) im Februar 2004 für drei Gebäude geboten, weil die Telekom ihre Häuser am Wiener Schillerplatz, in Lehar- und Berggasse nur im Dreierpack verkaufen wollte. Das dafür zur Gänze, um die betriebsnotwendigen Flächen in diesen Gebäuden umgehend für zehn Jahre zurück zu mieten.

Um diesen Brocken stemmen zu können - "Das war für uns damals schon ein sehr großes Geschäft" -, habe man nach Partnern Ausschau gehalten. Ein möglicher Immobilienprofi, den man sich auf Geheiß des GEP-Aufsichtsratsvorsitzenden angeln wollte, war ein gewisser Martin Huber, der bei Gesprächen dann auch dabei war. Das am 12. Februar abgegebene Angebot belief sich auf 23,1 Millionen Euro. Davon das "mit Abstand wertvollste war der Schillerplatz", sagte Tojner. Ihn habe man auf 12,76 Millionen Euro taxiert, wovon wiederum den mehr als 2200 Quadratmetern Dachboden ein Wertansatz von 2,2 Millionen Euro unterlegt worden sei.

Die Bank Austria, bei der man "eine große Finanzierung" angeleiert hatte, habe das Gründerzeithaus auf dem Schillerplatz sogar mit 15 Millionen Euro bewertet - auch, um Spielraum nach oben zu haben. Entgegen der landläufigen Meinung, Denkmalschutzauflagen wären ein Problem, sagte Tojner: "Denkmalschutz war sogar ein Vorteil, weil der die Fünfzehntelabschreibung bringt." Bei einer Begehung mit Telekom-Immobilien-Managern habe man über Eingänge und Stiegenhäuser gesprochen - und den Eindruck vermittelt bekommen, man wäre gut im Rennen.

War man nicht, wie die Geschichte zeigt. Der für Immo-Flächen zuständige TA-Prokurist konnte sich an das Treffen nicht erinnern, will Tojner "nur von der Zeitung" kennen. Der vermeintliche Partner entpuppte sich als Konkurrent, der GEP das Projekt wegschnappte. Allerdings nicht das ganze, sondern nur dessen Filetstück Schillerplatz. Denn die TA hatte es sich anders überlegt. Sie verkaufte nicht in Bausch und Bogen, sondern einzeln. Und erlöste so 2006 für den Schillerplatz 5,4 Mio. Euro. Der Käufer: der damalige ÖBB-Holding-Chef Huber.

Die Differenz zu den 12,2 Mio. Tojners fällt auf. Schließlich erwarben Hubers nur rund ein Drittel der Nutzfläche, konkret Erdgeschoß, viertes, fünftes und sechste Obergeschoß, begründeten mit Hilfe der TA Wohnungseigentum und reichten bei der Baubehörde detaillierte Pläne ein.

Gerichtsgutachter Roland Popp hatte als Verkehrswert 9,8 Mio. Euro errechnet, ohne dreigeschoßiges Dachbodenprojekt immer noch 6,9 Mio. Euro. Und Seeste Bau zahlte ein Jahr später 10,9 Mio. Euro dafür.

Ob das Gericht in der Differenz von 4,4 Mio. Euro wie die Anklage Untreue sieht, oder ein übliches Immobilienprojektgeschäft, wie die Verteidigung betont, wird sich am Freitag weisen. Da könnte geurteilt werden. Woher Ex-TA-Finanzchef Stefano Colombo die zwischen August 2005 und Februar 2007 bei der Deutschen Bank in Österreich in Tranchen in bar erlegten 1,18 Mio. Euro hatte, wird wohl nicht geklärt werden. Er sei über die dadurch ausgelöste Geldwäschemeldung mit dem Finanzamt im Gespräch. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 5.4.2014)