Wien - Die neue SP-Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann will an den Schulen mehr Feedback-Kultur entwickeln, indem Schüler, Eltern und Lehrer per standardisierten Fragebögen rückmelden, wie es um die Schulqualität bestellt ist. Ziel der Maßnahme ist ein gezieltes Förderangebot - auch für Pädagogen. "Das muss hochsensibel angegangen werden, die Gewerkschaft sollte bei der Erarbeitung mitwirken."

Es soll nun eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die die altersadäquaten Fragebögen ausarbeitet, so die frühere steirische Bildungslandesrätin im Gespräch mit der APA. Grossmann, die sich in ihrer neuen Position aber nicht als Fürsprecherin der Länder versteht, sieht generell "abseits der Strukturfragen einiges zu tun."

Sie will u.a. Lehrer von Verwaltungsaufgaben entlasten, die derzeit mehr als 30 Prozent von deren Tätigkeit ausmachen. Die Schulgesetze, Verordnungen und Erlässe sollen durchforstet werden und ein kompaktes Werk entstehen, sodass gleichzeitig mehr autonom vor Ort geregelt werden kann. Bei den Lehrplänen wünscht sich Grossmann einen Schwerpunkt auf Wissensmanagement, bei dem die Schüler lernen, woher sie sich ihr Wissen holen können, und praxisnahen Unterricht. "Es muss den Schülern immer klar sein, wozu sie etwas lernen", betont sie. Als Konsumentenschutzsprecherin sei ihr außerdem Verbraucherbildung ein Anliegen, bei der Schüler lernen, mit ihren Finanzen hauszuhalten.

Mehr Bundesverantwortung bei Kindergärten

Im Kindergartenbereich plädiert die SP-Bildungssprecherin dafür, dass der Bund "sehr wohl mehr Verantwortung übernehmen sollte". Eine Kompetenzdebatte - derzeit gibt der Bund die Bildungsziele vor, die Länder bestimmen die Rahmenbedingungen, die Gemeinden sind bei 60 Prozent der Kindergärten Erhalter - will sie allerdings verhindern. "Dann kommen wir gleich wieder in ein Machtspiel hinein und damit wird die Diskussion im Keim erstickt." Dass Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer (ÖVP) die Gemeinden nur für die Betreuung, aber nicht für Bildung in den Kindergärten zuständig sieht, kritisiert die Bildungssprecherin. "Hier muss man sehr stark umdenken."

Im Gegensatz zu Mödlhammer ist für Grossmann auch weiterhin eine akademische Ausbildung für Elementarpädagoginnen und -pädagogen das Ziel, wobei es dafür zunächst ausreichend qualifizierte Lehrende brauche. Die Ausbildung an den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik (Bakips), einer Art berufsbildender Schule mit Maturaabschluss, will Grossmann trotzdem nicht im Voraus infrage stellen. "Man muss zuerst genau analysieren, ob es durch ein Abziehen an Hochschulen in den Städten nicht zu Versorgungslücken im ländlichen Raum kommt."

Grossmann: Neue Mittelschule auf halben Wege stecken geblieben

Die Neue Mittelschule (NMS) verteidigt Grossmann: Diese sei ursprünglich nur als Zwischenschritt zur Gesamtschule gedacht gewesen, sei aber wegen des Widerstands der ÖVP auf halbem Weg stecken geblieben und das Problem der frühen Selektion bleibe weiterhin bestehen. "Natürlich können die Erwartungen von der NMS damit nicht erfüllt werden."

"Vielleicht sollte man mehr alternative Lern- und Lehrmethoden einsetzen und noch mehr Schulautonomie zulassen, damit die Ressourcen situationsabhängiger und zielgerichteter eingesetzt werden können." Dabei könnte es aus ihrer Sicht auch vereinzelt sinnvoll sein, dass in Deutsch, Mathe und Englisch nicht zwei Lehrer gemeinsam in der Klasse stehen, sondern je ein Lehrer eine stärkere und eine schwächere Gruppe unterrichtet. Leistungsgruppen wie an den Hauptschulen sollen dabei aber weiterhin nicht möglich sein - aus diesen sei man schwer herausgekommen und die Zuteilung sei zudem nicht nur nach Leistung, sondern auch nach pragmatischen Überlegungen passiert. (APA, 7.4.2014)