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Obst und Gemüse aus Österreich - regionale Produkte haben bei den Konsumenten einen hohen Stellenwert.

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Glückliche Schweinderln vom Bauern - auch so hätten es die Konsumenten gerne. Dass sich das nicht zu dem Preis ausgehen kann, den die Konsumenten bezahlen, steht auf einem anderen Blatt.

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Regional. Frisch. Vielleicht sogar Bio. Der österreichische Konsument bekommt im Lebensmittelhandel allerlei Produkte heimischer Bauern zu kaufen. Ob Milch, Fleisch, Obst oder Gemüse, die ernährungsbewusste, meist urbane Klientel zahlt, zumindest was Bio betrifft, schon einmal den dreifachen Preis für einen Bio-Apfel oder um bis zu 50 Prozent mehr für einen Liter Milch mit dem Prädikat "ökologisch wertvoll".

Tatsächlich legen die Konsumenten aber auch zunehmend Wert auf regionale Produkte. Am beliebtesten sind Eier, Gemüse, Obst, Fleisch und Milchprodukte, hat A. T. Kearney vergangenen Herbst in einer Studie abgefragt. Die wichtigsten Motive für den Kauf sind - nicht überraschend - Geschmack und Qualität. Am liebsten beziehen die Konsumenten solche Produkte allerdings auf Wochenmärkten und bei Biobauern, weil man diese Bezugsquellen für die vertrauenswürdigsten hält. Laut der Studie kaufen über 70 Prozent der Konsumenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehrmals im Monat regionale Lebensmittel. Nahezu die Hälfte tut dies sogar wöchentlich. Die Österreicher nehmen dabei mit etwa 60 Prozent eine Vorreiterrolle ein.

Höhere Preise

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) ließ nun am Wochenende in der ORF-"Pressestunde" mit der Idee aufhorchen, der Handel möge doch eine Art Prämie an die Bauen zahlen. "Nicht nur der Staat" solle fördern, sondern eben auch der Handel. Dieser fahre schließlich mit den naturnahen Lebensmitteln auch große Margen ein, so Rupprechter. Was der Minister auch klarmacht: Das Thema ist ihm wichtig, lockerlassen will er offensichtlich nicht: "Da ist noch viel zu tun, aber ich werde das einfordern." Was genau, ließ er allerdings noch offen.

Am Montag wird dementsprechend auf Nachfrage von derStandard.at im Büro des Ministers präzisiert: Es gehe nicht um eine Prämie als solche. Das Ziel sei, dass am Schluss die Bauern einen besseren Preis für ihre Produkte erhalten. In der Bundessparte Handel bei der Wirtschaftskammer ist man jedenfalls gar nicht begeistert von der Idee des Landwirtschaftsministers. Mit "planwirtschaftlichen Gedankenspielen" könne man gar nichts anfangen, sagt René Tritscher, Geschäftsführer der Bundessparte Handel. Er sieht in der Prämie gar eine Bestrafung für den Handel, dafür, dass er auf heimische Produkte und Regionalität setze. Im Endeffekt würde sich das auf die Konsumentenpreise niederschlagen, glaubt Tritscher.

Marketing für die gute Idee

Tritscher verweist auf das Marketing des Handels: Es sei der Lebensmittelhandel, der das Thema heimischer, biologischer Lebensmittel ins öffentliche Bewusstsein gerückt habe. Der Landwirtschaft allein wäre das wohl nicht gelungen, ist Tritscher überzeugt. Nun als "Dank" eine Prämie vom Handel zu verlangen, hält er für "grotesk". Tritscher weist außerdem auf die ohnehin hohe Förderquote bei Agrarprodukten hin.

Auch bei der Supermarktkette Spar hält sich die Euphorie in Grenzen. Seit Jahren habe sich das Unternehmen österreichischen Produkten verschrieben, in vielen Bereichen setze man ausschließlich auf heimische Herstellung, obwohl vieles billiger aus dem Ausland zu beziehen sei, so Unternehmenssprecherin Nicole Berkmann. Eine Prämie wertet man - wie in der Wirtschaftskammer - als Bestrafung, die im Endeffekt auch die Konsumenten spüren würden: "Wenn der Handel eine Pauschalprämie für heimische Produkte bezahlen muss, dann verteuert das die Verkaufspreise. Das hieße, dass also auch die Konsumenten dafür bestraft werden, dass sie heimische Produkte kaufen." Ohnedies zahle man bei Spar für höhere Qualität auch Zusatzprämien. Berkmann nennt etwa ein Pestizidreduktionsprogramm für die Steiermark, bei dem die Erzeuger 10 Cent pro Kilo mehr bekommen. Die Bereitschaft der Konsumenten, für Qualität mehr zu bezahlen, hält Berkmann für eher theoretisch. Einerseits würde der Konsument sich sehr wohl dazu bekennen, dass Qualität etwas kosten dürfe. Die Kaufentscheidungen fielen am Ende aber dennoch eher preisbezogen aus: "Österreicher sind extrem preissensibel", sagt Berkmann.

Bei Rewe will man angesichts der noch etwas vagen Aussage seitens des Landwirtschaftsministers grundsätzlich noch abwarten: "Wir gehen aber davon aus, dass der Minister diesbezüglich noch das direkte Gespräche mit uns suchen wird", heißt es auf Nachfrage aus dem Unternehmen. Auch hier weist man darauf hin, dass es bereits Zuschläge für bestimmte Konzepte oder Produkte, wie Bio oder Regionalität, gebe. (rebu, roda, derStandard.at, 7.4.2014)