Es wird Nacht für Willi und Vanessa: ATV beendet "Wien - Tag & Nacht".

Foto: ATV

"Wien – Tag & Nacht" konnte im Schnitt nur 36.000 Zuseher pro Folge verbuchen.

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Wien -  Wien - Berlin ist nicht Wien. Diese Wahrheit muss ATV nach rund 40 Folgen schmerzlich zur Kenntnis nehmen. Fünf bis sechs Millionen pumpte der österreichische Privatsender in "die geilste WG Österreichs", "Wien - Tag & Nacht". Eine Gruppe aufgeweckter, des Schauspiel unerfahrener Jugendlicher erfährt darin nach Drehbuch die Höhen und Tiefen des urbanen Halbwüchsigendaseins. Hundert Folgen waren veranschlagt, nach rund vierzig verkündet ATV das Ende der Vorabendsoap. Die restlichen Folgen werden zwar gespielt, aber eine weitere Staffel werde es nicht geben, informierte der Sender.

Von einem totalen Misserfolg will die Senderführung dennoch nicht sprechen und führt 50.000 Fans auf Facebook und gute Quoten beim jungen Publikum an. ATV habe "Fernsehneuland betreten, und das Team hat bewiesen, dass auch solche Megaprojekte gestemmt werden können", sagt ATV-Chef Martin Gastinger. "Wien - Tag & Nacht" entstand nach Berliner Vorbild von RTL 2, an dem ATV-Eigner Herbert Kloiber beteiligt ist. Auch in Deutschland waren die WGler anfangs unbemerkt, jetzt sind sie Kult. Produzent Filmpool entwickelt Ableger für Köln, Bratislava und Budapest.

Innenstadt flopt

Adaptionen, im internationalen TV derzeit gefragt, haben in Österreich keine Erfolgsgeschichte. 2007 erlitt Alexander Wrabetz mit "Mitten im Achten" ein Fiasko, das den Gebührensender 6,5 Millionen Euro kostete. Finanziell trifft es ATV härter: Die investierten Millionen sind rund ein Sechstel des Senderbudgets. Die erste Folge der ORF-Soap ging übrigens Donnerstag vor sieben Jahren auf Sendung - just am Tag, an dem ATV das Ende von "Wien - Tag & Nacht" verkündet. (prie, DER STANDARD, 11.4.2014)