Der Walgau ist ein Seitental des Rheintals.

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Anreise: mit dem Zug nach Feldkirch, von Thüringen per Postbus retour

Gehzeit: 5 bis 6 Stunden

Route: Feldkirch-Bahnhof-Göfis- Satteins-Röns-Schnifis-Thüringen (der weitere Walgauweg: Ludsch- Nüziders-Bludenz, 7 Stunden)

Schwierigkeiten: keine

Einkehr: in den Gasthäusern der Dörfer

Karte: Kompass WK 292/2, Vorarlberg

Grafik: DER STANDARD

"Seid ihr Jakobspilger?", fragt man uns immer wieder auf dem Weg durch den Vorarlberger Walgau. Die Frage ist berechtigt, wandern wir hier doch auf einem der weitverzweigten Pfade des Jakobswegenetzes. Unser Ziel ist aber nicht Santiago de Compostela, da wir in umgekehrter Richtung des Abschnitts Landeck-Einsiedeln von Westen nach Osten marschieren, und wir sind auch keine Pilger - oder nur in gewisser Weise, da wir für diese Wanderung in einer epischen, in sich ruhenden Landschaft extra ins Walgau gepilgert sind.

Das Gebiet zwischen Feldkirch, Bludenz und dem Rheintal kann gleichsam als Entree in das Große Walsertal, das Montafon und das Brandnertal gesehen werden. Mittendurch führt der sogenannte Walgauweg, dem wir von Feldkirch nicht bis Bludenz, sondern nur bis zum Eingang des Walsertals folgen. Weil in den breiten Hanglagen ungewöhnlich oft und lange die Sonne scheint, eignet sich diese Tour auch ideal fürs Aufwärmen nach dem Winter.

Wir nähern uns dem Walgau von Westen kommend, genauer gesagt von Feldkirch am Ausgang des Illtals. Vom Bahnhof peilen wir die einst mit der Stadtmauer verbundene hochmittelalterliche Schattenburg an und verlassen die Stadt. Anfangs weichen wir ein wenig vom Walgauweg ab, weil wir uns das Naturschutzgebiet Gasserplatz mit seinem Hochmoor nicht entgehen lassen wollen. Dieses Biotop, das einst aus einem eiszeitlichen See hervorging, bietet heute vielen seltenen Moorpflanzen wie dem Rundblatt-Sonnentau, der Weißen Schnabelbinse oder dem vom Aussterben bedrohte Kamm-Wurmfarn Lebensraum.

Sand im Gletschertopf

Wenig später erreichen wir bereits das nächste Naturdenkmal: den Gletschertopf Göfris. Entstanden ist dieses "Töpfle" ebenfalls in der letzten Eiszeit, als fast ganz Vorarlberg mit Gletschern bedeckt war und der Illgletscher den Ausgang des Walgaus bis in 1800 Meter Seehöhe mit Schnee und Eis füllte. Mit Sand angereichertes Schmelzwasser, das in tosenden Wirbeln die Spalten hinabstürzte, vollbrachte die Erosionsarbeit in den Töpfen und schürfte so regelrechte Kunstwerke in den Fels.

Bald lugt das Iller Tal zwischen den Bäumen hervor, breit und offen. Es ist ein Labsal für die stadtengen Augen, wenn der Blick hier bis zum Horizont und zu den schneebedeckten Gipfeln im Rätikon schweifen kann. Der ständige, rasche Wechsel von Wald und Weide, Enge und Weite, aber auch der Kontrast zwischen ebenen Tallandschaften und wilden Bergen im Rätikon und am Walserkamm machen den Weg durch den Walgau so reizvoll.

Feinstes Frühlingsgewand

Unmittelbar vor Göfis biegen wir zur Ruine Sigburg ab. Die zwischen 2001 und 2008 sanierten Überreste dieser mittelalterlichen Anlage lassen auf eine einst mächtige Burg schließen, die hier ab der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Auf dem Weiterweg nach Satteins bleibt es besonders still, die Dörfer scheinen sich gerade erst aus dem Winterschlaf zu räkeln, die Gärten und Felder allerdings zeigen sich bereits in feinstem Frühlingsgewand. Nirgendwo treffen wir auf Lautes oder Künstliches. Es fällt auf, dass der Massentourismus das "Obergeschoß" des Walgaus noch nicht in vollem Ausmaß erreicht hat.

Ohne Mühe überschreiten wir den Obstein, einen Hügelbalkon vor Bünt, und erreichen nach dreieinhalb Stunden Gehzeit Satteins. Dieses Dorf liegt am Rande einer sonnigen Talbucht des vorderen Walgaus und zählt in der Region zu den ältesten bewohnten Gebieten, wie etliche Funde uralter Siedlungen belegen. Für den Weiterweg wählen wir die gelb-weiße Markierung in Richtung Röns, der flächenmäßig kleinsten Gemeinde Vorarlbergs.

Wer anschließend auf der Landstraße nach Schnifis marschiert, dem wird auf dem Sonnenbalkon rechter Hand ein mächtiger Gipfel auffallen: Das ist die Zimba, ein sehr markanter Berg in der Vandanser Steinwand. Und grandiose Panoramen wie dieses muss man sich im Walgau nicht einmal hart erkämpfen, es begleitet einen sozusagen auf Schritt und Tritt.

In der Vorarlberger Gemeinde Thüringen haben wir zwar nicht das Ende des Walgauwegs erreicht, wohl aber den Eingang ins Walsertal, der den Schlusspunkt unserer Wanderung darstellt. (Thomas Rambauske, DER STANDARD, Album, 12.4.2014)