Tausende Spielautomaten suchen eine neue Heimat.

Foto: Play Right

Heißt es bald "Game over" für eine riesige Sammlung von Computerspiel-Klassikern und Spielautomaten? Das dänische Spilmuseet ("Spiele-Museum") sucht eine neue Heimat für schätzungsweise 10.000 Computer- und Konsolenspiele, 4.000 Arcade- Spiele und 1.400 Arcade-Spielautomaten. Das sind Videospielautomaten, wie sie in Spielhallen oder Bars zu finden waren. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Arcade-Sammlung die größte der Welt ist", erklärt Museumsleiter Rune Keller.

Echte Schätze

Unter den Schätzen des Museum befinden sich Raritäten wie eine funktionierende "Space Fortress"-Maschine von 1981 und eine europäische Ausgabe des Nintendo-Spiels "Sherriff" von 1979 – das erste mit Grafiken von Shigeru Miyamoto, dem Schöpfer von "Super Mario" und "Zelda". Auch dabei sind Amiga-Konsolen und Spiele von Commodore, Geräte von Atari und Klassiker wie Pong.

Nostalgische Hobbyspieler, die ihre Teenagerzeiten wieder aufleben lassen wollen, haben aber Pech: Keller sucht jemanden, der die Sammlung komplett übernimmt und die Exponate öffentlich ausstellt. Er hat die Sammlung mit seinem Vater zusammen aufgebaut und betreibt das Museum privat. Beide haben, so Keller, umgerechnet etwa 700.000 Euro für Spiele ausgegeben und haben die Exponate in ihrer Freizeit restauriert. "Wir glauben, es ist wichtig, die Geschichte der Computerspiele zu bewahren, wie bei Filmen, Büchern oder Musik", sagt Keller.

Fürs Gemeinwohl

Anstatt aus dem eigenfinanzierten Projekt Geld zu machen, hoffe er nun, dass eine andere Institution einspringt und "dem Gemeinwohl dient". Von der dänischen Regierung hatte er keine Unterstützung erhalten. Nun haben Interessenten bis zum 1. Juni Zeit, sich zu melden.

Wichtige internationale Museen für Computerspiele sind etwa das Musee du Jeu Video in Paris oder The Strong im US-Bundesstaat New York. Auch in Berlin gibt es ein Computerspielemuseum. Leiter Andreas Lange hält die Sammlung zwar für "ganz klar sehr interessant". Er habe aber in seinem Haus nicht genug Platz dafür.

Einmalige Arcade-Sammlung

"Mit 23.000 Programmen ist unsere Computerspielesammlung erheblich größer, aber deren [Arcade-] Spieleautomatensammlung ist einmalig", sagt Lange zu dem dänischen Museum. „Die dänischen Automaten sind von den Sammlern wiederhergestellt worden. Als private Sammler wollen sie die Stücke so erhalten, wie sie im Original waren." Soweit möglich mache sein Museum das auch, aber dort stehe die Vermittlung im Vordergrund, auf manchen Maschinen würden deshalb Emulatoren laufen – also Nachbauten der ursprünglichen Spiele. Wie das dänische Museum erhält auch das Computerspielemuseum in Berlin keine dauerhaften Subventionen, sondern muss den laufenden Betrieb selbst finanzieren. Dazu tragen zu einem großen Teil die Besucher bei. Im vergangenen Jahr waren es 79.000, die in das Museum an der Karl-Marx-Allee kamen. (Clemens Bomsdorf, WSJ.de/derStandard.at, 11.4.2014)