Unter dem Motto "Nichts drin, nichts dran" wollen Mitglieder der Gesellschaft für kritisches Denken (GkD) am Freitagnachmittag auf dem Wiener Stephansplatz darauf aufmerksam machen, dass Homöopathie aus wissenschaftlicher Sicht unhaltbar ist. Zudem warnen sie davor, pseudowissenschaftlichen Behauptungen durch Aufnahme in universitäre Lehrgänge wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen.

"Homöopathie widerspricht Naturgesetzen"

Die GkD-Mitglieder, die sich "Skeptiker" nennen, betonen, dass die homöopathische Lehre allen Naturgesetzen widerspreche. "Bis heute gibt es weder einen klaren Nachweis, dass Homöopathie wirksam ist, noch eine nachvollziehbare Theorie, wie sie überhaupt wirken soll", heißt es von der GkD.

Zu den Grundideen der Homöopathie zählt die Potenzierung: Ein Wirkstoff soll umso stärker wirken, je stärker er verdünnt ist – auch wenn das unserer Alltagserfahrung völlig widerspricht. Der Wirkstoff wird deshalb in einer Reihe von Schritten so stark verdünnt, dass im Präparat kein einziges Molekül mehr davon übrig ist. Homöopathen erklären, dass der Wirkstoff eine geheimnisvolle Information im Präparat hinterlassen habe, doch dafür konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen noch nie ein Hinweis gefunden werden.

Selbstversuch auf dem Stephansplatz

Anlässlich der derzeitigen internationalen Woche der Homöopathie wollen die "Skeptiker" in einem "Selbstversuch" auf dem Stephansplatz eine "Überdosis" homöopathischer Mittel schlucken und damit auf ironische Weise auf die Unwirksamkeit von Homöopathie aufmerksam machen. "Homöopathische Globuli sind bloß Zuckerkügelchen und enthalten keinen Wirkstoff", sagt Ulrich Berger, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der WU Wien und Präsident der Gesellschaft für kritisches Denken.

Als besonders bedenklich sehen die "Skeptiker" die Tendenz, fragwürdigen Lehren wie der Homöopathie an Universitäten Platz einzuräumen und damit den Anschein zu erwecken, es handle sich dabei um echte Wissenschaft. Wenn Universitäten mit Finanzproblemen zu kämpfen hätten und zu wenig Geld in seriöse Forschung investiert werde, "dürfen wir nicht hinnehmen, dass antiwissenschaftliche Quacksalberei ein wissenschaftliches Mäntelchen umgehängt bekommt. Esoterik hat an Universitäten nichts zu suchen", sagt Berger.

Fünfstellige Förderbeträge

Tatsächlich finden sich immer wieder sogenannte alternativmedizinische Aktivitäten an österreichischen Unis, wie jüngst eine Anfragebeantwortung durch Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zeigte. Demnach hat das Ministerium zwei Projekte im Bereich Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) an der Medizin-Uni Graz mit 76.450 Euro gefördert, 10.600 Euro gab es für ein Projekt zum Thema "Kinesiologie - Die Wirkung einer wohlfühlorientierten Behandlung" an der Wissenschaftsagentur der Uni Salzburg.

Zu den Zielen der internationalen Skeptikerbewegung gehören Aufklärung und Information über Pseudowissenschaft und Scharlatanerie, eine Festigung des skeptisch-naturwissenschaftlichen Weltbildes und die wissenschaftliche Überprüfung parawissenschaftlicher Behauptungen. (APA/red, derStandard.at, 11.4.2014)