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Vagina aus dem Labor: Die langfristigen Ergebnisse der Operierten sind hervorragend.

Foto: REUTERS/Wake Forest Institute for Regenerative Medicine

Erstmals ist es Wissenschaftern gelungen, von Hautkrebs zerfressene Nasenflügel durch Gewebe zu reparieren, das aus den Knorpelzellen des Patienten gezüchtet wurde. "Diese neue Technik könnte dazu beitragen, dass der Körper das neue Gewebe einfacher akzeptiert und dass die Stabilität und Funktionsfähigkeit des Nasenlochs verbessert wird", sagt Ivan Martin von der Universität Basel.

In den USA gelang es außerdem, vier jungen Frauen eine künstliche Vagina einzusetzen. Erste Langzeitergebnisse wurden nun im Fachjournal "The Lancet" veröffentlicht.

Knorpelzellen auf Schweinegewebe

Bisher werden Nasenflügel aus Knorpelstücken rekonstruiert, die aus dem Ohr, der Nasen-Scheidewand oder den Rippen des Patienten herausoperiert werden - was häufig sehr schmerzhaft ist. Die Wissenschafter nahmen nun kleine Proben von Knorpelzellen von fünf Patienten im Alter zwischen 76 und 88 Jahren. Diese Zellen vermehrten sie und ließen sie dann auf Schweinegewebe weiterwachsen. Dann wurde das Gewebe in die gewünschte Form für die Nase gebracht, dem Patienten eingepflanzt und mit einem Hauttransplantat bedeckt.

Bei einer Überprüfung ein Jahr später wurde das Implantat als stabil bewertet; alle Patienten sagten zudem, sie seien zufrieden mit ihrem Äußeren und mit ihrer Atem-Fähigkeit. Martin sagte, die Ergebnisse des künstlichen Gewebes seien mit dem von Knorpel-Operationen vergleichbar. 

Künstliche Vagina

Neben dieser Studie veröffentlichte "Lancet" auch die Ergebnisse einer weiteren, bahnbrechenden Neuerung auf demselben Gebiet. Vor acht Jahren waren vier Teenager einer Behandlung unterzogen worden, um deren Vagina zu korrigieren, die infolge einer seltenen Krankheit unterentwickelt war oder ganz fehlte. Acht Jahre nach der Transplantation funktionierten die Organe wie natürliches Gewebe, wie das Team im Fachjournal "Lancet" berichtete.

Alle Empfängerinnen waren sexuell aktiv, berichteten über keine Schmerzen und waren mit ihrem Lustempfinden, der Befeuchtung und den Orgasmen zufrieden. Die Forschenden hatten den Frauen im Alter von 13 bis 18 Jahren vaginales Gewebe entnommen und daraus glatte Muskel- und Scheidegewebezellen wachsen lassen. Diese brachten sie auf ein Gerüst in Form einer Vagina auf und ließen es für sieben Tage wachsen.

Die vier Frauen leiden am Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom, einem Geburtsdefekt, bei dem keine oder nur eine unvollständige Scheide gebildet wird. Betroffenen Frauen wird meist ein Vagina-Ersatz aus körpereigenem Darm oder Haut implantiert, wobei es jedoch laut den Forschenden zu Problemen wie Infektionen oder einem Schrumpfen des Transplantats kommen kann.

Nach dem Bericht von "Lancet" sind die langfristigen Ergebnisse der Operierten hervorragend: Die implantierten Vaginen wuchsen zusammen mit den Mädchen und entwickelten sich normal, die jungen Frauen hatten keine Schmerzen und waren mit ihrem Sex-Leben zufrieden. (APA, derStandard.at, 11.4.2014)