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Foto: Archiv
London - Wegen unterschiedlicher Musikvorlieben haben sich afrikanische Witwenvögel in zehn neue Arten geteilt. Das berichten US-Forscher im britischen Wissenschaftsjournal "Nature". Wie der Kuckuck legen die Witwenvögel (Vidua) ihre Eier in fremde Nester. Von den Zieheltern lernt der Nachwuchs auch den Gesang. Witwenvogel-Weibchen lassen sich später nur mit Männchen ein, die dieselbe "Gesangssprache" sprechen.

Brutschmarotzer

Witwenvögel legen ihre Eier in die Nester bestimmter Prachtfinken (Estrildidae), wobei der Brutschmarotzer und sein Wirt normalerweise sehr eng aneinander gebunden sind. Die Jungen der Witwenvögel zeigen zum Beispiel die gleiche Schnabelmarkierung wie die Jungen ihrer Gasteltern, um diese zur Fütterung zu veranlassen.

Die enge Bindung des Brutschmarotzers an seinen Wirt biete die beste Voraussetzung für die Bildung neuer Arten unter den Witwenvögeln, schreiben die Wissenschafter um Michael Sorenson von der Universität Boston (US-Bundesstaat Massachusetts). Sobald ein Weibchen - versehentlich - seine Eier in das Nest eines Prachtfinken mit einem anderen Gesang lege, lerne der Nachwuchs diese neue "Musik" und paare sich anschließend nur mit Artgenossen, die auf die gleiche Weise trällern.

Die Mauer in den Schnäbeln

Der Gesang werde so zu einer ebenso unüberwindlichen Hürde wie eine räumliche Trennung einzelner Gruppen. In der Regel entstehen neue Arten nur, wenn einzelne Populationen geographisch voneinander getrennt werden, etwa nach der Bildung einer Insel. Die einzelnen Artgenossen können sich dann nicht mehr untereinander vermehren, ihre Gene mischen sich nicht mehr, die Populationen entwickeln sich auseinander.

Auch der Gesang führe zu solch einer sexuellen Isolation, schreiben die Forscher. Sie überprüften ihre Theorie mit Hilfe von Erbgut-Analysen. Es zeigte sich, dass die Witwenvögel genetisch zwar sehr ähnlich sind, was auf einen gemeinsamen Vorfahren hinweist. Witwenvögel, die auf einen neuen Wirt "umgestiegen" sind, weisen aber klare Unterschiede in ihrem Erbgut auf. (APA/dpa)