Neustadt - Ein 6.500 Jahre alter Einbaum ist im
Ostsee-Hafen von Neustadt im Kreis Ostholstein entdeckt worden. Am
Mittwoch begannen schleswig-holsteinische Archäologen damit, den Fund
zu bergen. Im nördlichsten deutschen Bundesland sei das acht bis
zwölf Meter lange Boot der erste Fund
dieser Art, sagte Grabungsleiter Sönke Hartz vom Archäologischen
Landesamt (Schleswig). Er sprach von einer kleinen Sensation für das
Land. "Wir können leider nur Fragmente bergen, das komplette Boot
wird es nicht mehr sein", bedauerte Hartz.
Sollten sich die weiteren Untersuchungen hinsichtlich des
Bootsalters bestätigen, wäre es zumindest für Schleswig-Holstein das
älteste Wasserfahrzeug, das jemals gefunden wurde. An anderen
Forschungsplätzen vor allem in Skandinavien und auch in Deutschland,
wie bei Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern), waren bereits ähnlich
alte Einbäume ausgegraben worden.
Im Schlick erhalten
Das Neustädter Boot aus dem mit Äxten ausgeschlagenem Stamm einer
Linde ruht unter einer dicken Schlickschicht in einer Wassertiefe von
gut vier Metern. Erste kleinere Teile wurden von Tauchern bereits aus
dem Wasser geholt. Die gesamte Ausgrabung der sehr brüchigen
Bootsfragmente im Bereich des Marinehafens - rund 140 Meter vor dem
Ufer - dauert nach Angaben von Hartz voraussichtlich bis zum nächsten
Montag.
Der Fund steht im Zusammenhang mit der Erforschung einer Siedlung
aus der mittleren Steinzeit (Mesolithikum), die bei Neustadt bereits
seit gut einem Jahr läuft. Es handelt sich um einen küstennahen
Wohnplatz frühzeitlicher Jäger und Fischer. Der Einbaum diente in der
Zeit rund 4500 v. Chr. zum Fischfang und für den Transport von Waren.
Im Schlick konserviert, sind auch dazu gehörende Stechpaddel entdeckt
worden. Außerdem wurden bisher Überbleibsel von Reusen, Äxten und
Harpunen gefunden.
(APA/dpa)