Dresden - Archäologen haben bei Ausgrabungen in Sachsen den Torso der mit 7.000 Jahren ältesten männlichen Tonfigur Mitteleuropas entdeckt. Der "Adonis von Zschernitz" wurde am Dienstag bei Ausgrabungen im Landkreis Delitzsch gefunden und geborgen, sagte Christoph Heiermann vom Landesamt für Archäologie Dresden am Mittwoch der dpa. "Männliche Figuren dieser Epoche sind in Europa bislang unbekannt." Das acht Zentimeter messende Bruchstück sei Teil einer vermutlich 25 Zentimeter großen Figur, die um 5000 vor Christus zerbrochen sei.

Diese Größe sei eine weitere Einmaligkeit für die bandkeramische Zeit zwischen 5500 bis 4500 vor Christus. "Bislang bekannte Figürchen aus der Epoche haben einen schematisch geformten weiblichen Körper mit ausladenden Brüsten und hervorgehobenem Gesäß." Sie würden als Idole interpretiert, die wohl in Fruchtbarkeitsriten verehrt worden seien. Das dunkelbraune "Adonis"-Fragment - vom Unterleib bis zu den Oberschenkeln - zeuge von einer ebenso üppigen Darstellung. Anatomische Präzision und Detailtreue der Figur aus Zschernitz stellten alles bisher Bekannte in den Schatten.

Fruchtbarkeit

Dass der "Adonis von Zschernitz" vermutlich ebenso wie bereits bekannte Venus-Figuren der Zeit als Fruchtbarkeitssymbol diente, meinte auch Landesarchäologin Judith Oexle am Donnerstag bei der Präsentation des Sensationsfundes in Dresden: "Das Gemächte ist sehr deutlich und viel zu groß im Verhältnis zum Becken dargestellt". "Die nackte Figur zeichnet sich durch eine außerordentliche anatomische Qualität in der Wiedergabe aus", erklärte Oexle weiters.

Der Fund, der nun wissenschaftlich untersucht und bewertet würde, könne somit ein neues Licht auf die Geschichte dieser Region werfen, sagte Heiermann. Mangels Schriftfunden sei über die Menschen, ihre Sprache oder Religion kaum etwa bekannt. "Sie waren gut organisierte Landwirte, sehr gute Handwerker und technisch versiert." Davon zeugten die Funde der ältesten Brunnen aus Holz. "Sie haben in festen, mit 25 bis 30 Meter Länge sehr großen Häusern gewohnt, wahrscheinlich mit den Vieh zusammen und in ganzen Dörfern." (APA/dpa)