Wien/Salzburg - Am Donnerstag schloss sich die
Österreichische Gesellschaft für Senologie (Brusterkrankungen) mit
eigenen Empfehlungen über die Verwendung der Hormonsubstitution de
facto der Warnung der Österreichischen Krebshilfe von Beginn der
Woche an. Die Krebshilfe unter ihrem Präsidenten Univ.-Prof. Dr. Paul
Selvelda, hatte mit Hinweis auf eine in der britischen
Fachzeitschrift "The Lancet" (9. August) erschienene
wissenschaftliche Studie vor einem erhöhten Brustkrebsrisiko gewarnt.
Die Fachleute in der Empfehlung: "Große Internationale Studien
haben ergeben, dass die Einnahme von weiblichen Hormonen zu einer
Erhöhung des Brustkrebsrisikos führt. Diese Risikoerhöhung ist
stärker bei der kombinierten Hormonersatztherapie mit Östrogenen und
Gestagenen als bei der alleinigen Anwendung von Östrogenen." Laut dem
künftigen Präsidenten der Gesellschaft, dem Salzburger Experten Dr.
Christian Menzel und Präsidiumsmitglied Univ.-Prof. Dr. Ernst Kubista
(Wien) sollte ein Hormonersatz nur unter folgenden Kautelen verwendet
werden:
Die Hormonersatztherapie darf ausschließlich zur Behandlung von
Frauen mit starken und mittelstarken Wechselbeschwerden zum Einsatz
kommen.
Die Hormonersatztherapie ist die wirksamste Therapie zur
Bekämpfung von Wechselbeschwerden. Hormone sind äußerst wirksame
Substanzen, welche so wie alle anderen Medikamente eine genaue
Indikation, eine überprüfbare Dosierung und eine strikte Beachtung
der Nebenwirkungen erfordern. Eine länger dauernde Hormonersatztherapie mit kombinierten
Östrogen/Gestagenen mehr als drei Jahre ist nach dem derzeitigen
Stand des Wissens nicht zu befürworten. Generell sollte die Hormonersatztherapie mit der möglichst
niedrigen Dosierung und über den kürzest möglichen Zeitraum
durchgeführt werden. Die Hormonersatztherapie bringt keine Verbesserung des
kardio-vaskulären Risikos (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Anm.). Zur
Verbesserung der kardio-vaskulären Risikosituation sollte das Rauchen
reduziert, der Fettkonsum reduziert und die körperliche Aktivität
gefördert werden. Auf der medikamentösen Seite könnten Statine
(Cholesterinsenker, Anm.) vermehrt zum Einsatz kommen. Zur Behandlung der Osteoporose ist die Langzeithormontherapie
nicht geeignet, hier müssen andere Substanzen zum Einsatz kommen.
Die Patientinnen sind über Vor- und Nachteile der Hormontherapie
genauestens aufzuklären und zu informieren.
Während der Therapie muss eine regelmäßige gynäkologische
Kontrolle erfolgen, sowie eine regelmäßige Mammographie (einmal pro
Jahr) durchgeführt werden.
Die Langzeitverwendung von Hormonen mit der Zielsetzung des
Anti-Aging und der hormonellen Kosmetik oder gar zur
Brustvergrößerung ist aus onkologischer Sicht nicht indiziert.
Frauen die länger als drei Jahre eine Hormonersatztherapie
einnehmen, sollten sich mit ihrem Gynäkologen in Verbindung setzen,
um zu überprüfen, ob die Weiterführung der Hormontherapie
gerechtfertigt ist.Onkologe empfiehlt wiederholte Untersuchungen
In einem Hintergrundgespräch äußerte sich der Wiener
Onkologe Univ.-Prof. Dr. Heinz Ludwig (Wilhelminenspital)
differenziert über die neuen Erkenntnisse: "Nicht alle
Hormon-Substanzen, die in den Studien untersucht wurden, sind derzeit
noch in Verwendung." Eigentlich müsste man solche Untersuchungen auch
mit neueren Substanzen wiederholen.
Der Experte bemängelte auch, dass man die Lebensqualität der
Patientinnen teilweise nicht ins Kalkül gezogen bzw. sich bei den
Studien keine positiven Ergebnisse gezeigt hätten: "Man sieht aber in
der täglichen Praxis, dass es den Frauen, die unter Beschwerden durch
den Hormonentzug in der Menopause leiden, bei einer Behandlung
wirklich besser geht." Möglicherweise hätte man in den Studien die
falschen Bewertungskriterien verwendet.
(APA)