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IDF sucht in Jenin nach Terroristen

Reuters/GIL COHEN MAGEN
Jerusalem - Nach der Aufkündigung der Waffenruhe im Nahen Osten droht eine neue Eskalation der Gewalt. Israel kündigte am Freitag die Liquidierung weiterer Hamas-Führer an, sollte es zu neuen Anschlägen kommen. Genau diese stellte die radikalislamische Organisation bei der Beerdigung ihres am Donnerstag getöteten Führungsmitglieds Ismail Abu Shanab in Aussicht. Israelische Truppen rückten die zweite Nacht in Folge in Jenin im Westjordanland ein, Palästinenser feuerten vom Gazastreifen aus mehrere Raketen auf israelische Orte ab.

"Gezielte Tötungen"

Der israelische Regierungssprecher Avi Pasner nannte die gezielte Tötung von Extremisten eine legitime Strategie der Selbstverteidigung. Nach Verlautbarungen aus Militärkreisen soll sie wieder verstärkt zum Einsatz kommen, falls es die Palästinensische Autonomiebehörde versäumt, die radikalen Gruppen zu entwaffnen und ihre Mitglieder zu verhaften. Bei einer Erhebung für die Zeitung "Yediot Ahronot" sprachen sich nur noch 35 Prozent von 501 befragten Israelis dafür aus, die Friedensgespräche mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas fortzusetzen.

Im Gazastreifen hatten schon am Donnerstagabend zahlreiche Hamas-Anhänger bei einer Demonstration Rache für den Tod von Abu Shanab geschworen. Bei der Beerdigung am Freitag wurde der Ruf nach Vergeltung noch lauter. Führende palästinensische Politiker warfen Israel vor, mit dem tödlichen Angriff die Bemühungen um ein Ende der Gewalt torpediert zu haben. Die Autonomiebehörde habe bereits an einem Plan gearbeitet, um die Waffenruhe zu retten und die militanten Gruppen unter Kontrolle zu bringen, erklärte ein Sprecher von Sicherheitschef Mohammad Dahlan. Der Tod Abu Shanabs habe dies jedoch zunichte gemacht.

Die israelische Regierung hatte den Raketenangriff auf den Hamas-Führer als Vergeltung für den Selbstmordanschlag vom Dienstag verteidigt, bei dem in Jerusalem 20 Menschen getötet worden waren. Hamas und Islamischer Dschihad hatten dieses Attentat wiederum als Racheakt für eine frühere Liquidierungsaktion seitens Israels gerechtfertigt.

Powell warnt vor Zusammenbruch des Nahost-Friedensprozesses

In Jenin suchten israelische Soldaten weiter nach militanten Extremisten. Bereits in der Nacht zum Donnerstag waren Truppen mit Panzern und Schützenpanzern in die Städte Nablus und Jenin eingerückt und hatten eine Reihe von Häusern durchsucht.

US-Außenminister Colin Powell rief beide Seiten dazu auf, am Friedensplan des Nahost-Quartetts festzuhalten. Eine Fortsetzung der Gewalt würde die Kontrahenten nur auf eine Klippe führen, von der beide abstürzen würden. Powell forderte den palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat auf, die ihm unterstellten Sicherheitskräfte Ministerpräsident Abbas zur Verfügung zu stellen, damit dieser den gesamten Sicherheitsapparat kontrollieren könne. Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf.

Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin hat den Rückzug Israels aus den besetzten Palästinenser-Gebieten gefordert. Heute sei es wichtiger denn je, die Spirale der Gewalt zu beenden, um den Friedensprozess zu beschleunigen, sagte Villepin am Freitag dem Rundfunksender RTL. Im Gegenzug müsse die palästinensische Autonomiebehörde die Attentate mit aller Entschlossenheit unterbinden. Der Minister rief die internationale Gemeinschaft und vor allem die Europäische Union dazu auf, die USA bei ihren Friedensbemühungen im Nahen Osten nicht alleine zu lassen. (APA/AP/dpa)