Heidelberg - Eine neue Immuntherapie soll Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs helfen. Dazu werden dem Knochenmark spezielle Immunzellen entnommen, außerhalb des Körpers behandelt, zur neuerlichen Abwehraktivität angeregt und schließlich der Patientin wieder übertragen, wie die Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg berichtet. Dort beginnt derzeit die weltweit erste Studie zu dieser Art der Immuntherapie. In Tierversuchen konnten die Experten mit der neuen Methode in 80 Prozent der Fälle metastasierende Tumoren teilweise oder vollständig zerstören.

Brustkrebs ist die häufigste Tumorart bei Frauen. In Deutschland erkranken jährlich rund 48.000 Frauen daran, etwa 18.000 sterben im gleichen Zeitraum an den Folgen. In Österreich wird die Diagnose Brustkrebs bei rund 5.200 Personen jährlich gestellt. Im Jahr 2001 starben 1.584 Patientinnen an der Krankheit. Wird der Krebs frühzeitig entdeckt, liegen die Heilungschancen bei 90 Prozent. Deutlich schlechter ist die Prognose im späten Stadium, wenn sich bereits Tochtergeschwulste gebildet haben.

T-Gedächtniszellen

Für ihre neue Immuntherapie benutzen die Heidelberger Wissenschafter nun Abwehrzellen, "die ungenutzt im Knochenmark schlummern", wie Studienleiter Florian Schütz berichtet. Diese so genannten T-Gedächtniszellen fanden die Heidelberger Mediziner bei etwa zwei Drittel der Brustkrebspatientinnen vor Strahlen- oder Chemotherapie. Nach diesen Behandlungen waren sie zumindest noch bei der Hälfte der Frauen vorhanden.

Die Ärzte wollen zunächst 15 Patientinnen im Alter von 18 bis 75 Jahren behandeln, die Operation, Chemo- und Strahlentherapie bereits hinter sich haben und deren Brustkrebs Metastasen gebildet hat. Entscheidend sei, dass das Knochenmark der Frauen die Gedächtniszellen enthalte, betonen die Wissenschafter.

Das Knochenmark werde punktiert und die Probe aufbereitet, indem die Gedächtniszellen durch spezielle Behandlung reaktiviert würden. Anschließend werde die Probe der Frau als Infusion wieder zugeführt. Für diese erste Studie sind zwölf Monate vorgesehen. "Dann werden wir erste Anhaltspunkte haben, ob die vielversprechenden Ergebnisse aus dem Tierversuch auf die Brustkrebstherapie beim Menschen übertragen lassen", sagt Schütz. (APA/AP)