Für den Hepatologe Peter Ferenci sind die neuen Virenkiller eine Revolution.

Foto: Med-Uni Wien

STANDARD: Was können sich mit Hepatitis C infizierte Patienten von den neuen Medikamenten erwarten?

Peter Ferenci: Heilung. In den letzten zwei Jahren hat eine Revolution stattgefunden. Seit 2011 haben wir Arzneimittel, die die Vermehrung des Virus stoppen. Da gibt es unterschiedliche Strategien. Die Medikamente haben so gut wie keine Nebenwirkungen.

STANDARD: Wie war das bisher?

Ferenci: In den etablierten Therapien muss Interferon eingesetzt werden. Da fühlen sich Patienten grippig, oft für die Dauer der Therapie, die bis zu einem Jahr betragen kann. Seit Jänner 2014 ist eine Therapie mit dem Wirkstoff Sofosbuvir in Kombination zugelassen. Patienten nehmen eine Tablette täglich über zwölf Wochen. 90 Prozent sind dann geheilt. In den nächsten Monaten kommen interferonfreie Therapien.

STANDARD: Die Standard-Therapie wird dadurch ersetzt?

Ferenci: Wir in Österreich warten auf die Entscheidung des Hauptverbandes und wissen nicht, welche Patienten es bekommen werden. Das Medikament ist extrem teuer, hier in London beim Leberkongress haben Menschen vor dem Kongresszentrum sogar gegen diese extrem hohen Preisforderungen des Herstellers Gilead demonstriert. Hepatitis C ist in der Dritten Welt ja weitverbreitet.

STANDARD: Was wird passieren?

Ferenci: Es ist anzunehmen, dass all jene Patienten, die dringend eine Therapie brauchen, mit Sofosbuvir in Kombination mit anderen direkten antiviralen Medikamenten (DAA) behandelt werden. Es sind die, deren Leber stark geschädigt oder zirrhotisch ist oder jene, die Interferon nicht vertragen.

STANDARD: Das ist dann schwierig für alle anderen Patienten.

Ferenci: Aber so sind die Gesetze. Es wird in den nächsten Jahren eine Reihe neuer Medikamente mit vergleichbaren Wirkprinzipien kommen. Bei uns laufen derzeit eine große Zahl klinischer Studien, in denen Substanzen insgesamt fünf unterschiedlicher Hersteller getestet werden. Die Vielfalt an Medikamenten wird den Preis senken.

STANDARD: Und sind alle Wirkstoffe gleich gut?

Ferenci: Wir haben hier in London einige, sehr viel versprechende Studienergebnisse präsentieren können. Ich denke, dass es Interferon in der Hepatitis-C-Therapie bald nicht mehr geben wird. Ich habe sogar schon einen Nachruf auf Interferon geschrieben.

STANDARD: Das Hepatitis-C-Virus hat sechs unterschiedliche Genotypen. Beeinflussen sie die Wahl der Medikamente?

Ferenci: Ich glaube nicht, dass es genotypspezifische Medikamente geben wird. Es ist eher so, dass wir je nach Zustand des Patienten und Stadium der Erkrankung Präparate kombinieren werden.

STANDARD: Die Zukunft ist also eine Art modulares Therapiekonzept?

Ferenci: Genau. Mit kaum Nebenwirkungen und als Tablette über einen relativ kurzen Zeitraum einzunehmen. Denn nach ein paar Wochen sind die Patienten ja gesund. (Karin Pollack, DER STANDARD, 15.4.2014)