4,6 Hektar ist der Park rund um das Palais Clam-Gallas in Wien-Alsergrund groß. Sollte das Gebäude verkauft werden, kann dieser nicht mehr von Anrainern genutzt werden.

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Wien - Der Schock bei den Mitarbeitern des Institut Français in der Währinger Straße sitzt tief. Im Februar wurden sie informiert, dass Frankreichs Außenminister Laurent Fabius aus Spargründen das traditionsreiche Palais Clam-Gallas in Wien verkaufen will. Das Gebäude sei "abgenutzt und überdimensioniert", schrieb er in einem Brief. Es sei "schlecht für Repräsentationszwecke geeignet", und der Betrieb und die Erhaltung des Standortes seien kostspielig.

Rund 15 Mitarbeiter sind im französischen Kulturinstitut im neunten Bezirk beschäftigt, sie fürchten nun um ihre Jobs. Bis Jahresende soll zwar ein neuer Standort gefunden werden, dieser soll aber deutlich kleiner sein und nicht mehr im neunten Bezirk liegen - und damit nicht mehr in Gehweite des Romanistikinstituts der Universität Wien und des Lycée Français.

4300 Unterschriften

Vertreter der französischen Community in Wien haben eine Onlinepetition für den Erhalt des Standortes gestartet. 4300 Unterschriften wurden bereits gesammelt (Stand Montag). Ihre Sorge ist, dass die bisherigen Besucher des Kulturinstitutes ausbleiben und das Interesse, etwa an der Bibliothek, schwindet, sollte es in einem anderen Bezirk liegen.

Laurence Monnot ist Pressesprecherin der französischen Botschaft in Wien. Sie bestätigt im Gespräch mit dem Standard die Verkaufspläne. Allerdings, sagt sie, gebe es noch keine Deadline für den Auszug. Zuerst müsse ein Käufer gefunden werden. Wie viel das Areal wert ist, müsse erst geschätzt werden. Gerüchten zufolge soll ein Land aus dem arabischen Raum Interesse angemeldet haben, das Areal zu kaufen, um dort seine Botschaft einzuquartieren. Monnot weiß davon nichts. Argumenten der französischen Gemeinschaft, das Palais müsse aus historischen Gründen erhalten bleiben, hält Fabius entgegen: Das Palais sei erst 1951 vom französischen Staat gekauft worden. Anders als das 1907 von Frankreich am Schwarzenbergplatz erbaute Palais, in dem sich die bilaterale Botschaft befinde, "stellt dieser Standort kein historisches Symbol der französischen Präsenz in Österreich dar".

Aus für "französische Insel"

Rund um das Palais gibt es eine 4,6 Hektar große Parkanlage, die auch von der Öffentlichkeit genutzt werden kann. Martina Malyar (SP), Bezirksvorsteherin des neunten Bezirks, findet es schade, dass diese in Zukunft möglicherweise nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Sie fürchtet außerdem eine Zerschlagung der "französischen Insel" im neunten Bezirk und ein Auseinanderreißen von bestehenden Strukturen. In einem Brief an Bürgermeister Michael Häupl und Bundespräsident Heinz Fischer formulierte sie ihre Sorgen. Sie bittet die beiden darum, mit der Republik Frankreich in Verhandlungen zu treten, um den Standort zu sichern. Eine weitere Idee wäre, das Palais als Universitätsgebäude zu nutzen. Sollte auch das nicht finanzierbar sein, so findet Malyar, müsse die Stadt Wien einspringen, um den Park zu retten. (Rosa Winkler-Hermaden, DER STANDARD, 15.4.2014)