
Ein ideales Buch um - am besten laut lesend - die Wartezeit bei Ärzten und anderen medizinischen Institutionen zu überbrücken.
Ein Mann mit einem provisorischen blutigen Verband um die Hand, und eine Frau.
Mann: i hob mas fingaschbizl oogrissn
Frau: wia isn des zuagaunga
Mann: i hob woin schaun wos undtan kanaaödeggl in guang is
Frau: nau jezz wissns wos drundta is
Viel Zeit im AKH
Solche und ähnliche Dialoge aus dem Wiener AKH sind in der neuen Publikation der Wiener Dialektautorin El Awadalla nachzulesen. "Seawas, bist a krank" lautet der Titel des Buches, das die Leserinnen und Leser in die Gänge und Wartezimmer, in die Cafeteria, die Trafik, vor die Aufzüge und in die Behandlungszimmer des größten österreichischen Krankenhauses entführt.
Viel Zeit hat die ehemalige Präsidentin der österreichischen Dialektautoren, Poetry-Slammerin, Veranstalterin von 364 Widerstandslesungen gegen die schwarz-blau-orangen Regierungen und Gewinnerin der Euro-Million in Armin Assingers Show im AKH verbracht, gewartet und dabei den Gesprächen der anderen Wartenden gelauscht.
Die wesentlichen Charakterzüge der Wienerinnen und Wiener treten rund um die Uhr zutage: Von 00.00 Uhr bis 24.00 Uhr wird vor sich hin gegrantlt, ziviler Ungehorsam (zumindest rhetorisch) vor allem gegen ärztliche Rauch- Trink- oder Ernährungsvorschriften geübt und eine pessimistische Grundhaltung eingenommen, gepaart mit Galgenhumor, versteht sich. Mit feinem Gehör und Gefühl fürs Wienerische bringt Awadalla die Dialoge auf den Punkt.
Wartezeit verkürzen
In der Eingangshalle. Ein Mann und eine Frau.
Mann: zwida sans do hearin scho olle
Frau: nau san jo a grang
Mann: na i glaub de de wos ned graung san san de zwidaran
Eine ideale Lektüre um - am besten laut lesend - die Wartezeit bei Ärzten und anderen medizinischen Institutionen zu überbrücken. Und für all jene, die das Wienerische nicht gänzlich entschlüsseln können, gibt’s am Ende ein elf Seiten langes Glossar.
Eines Botschaft ist jedenfalls unmissverständlich: "Seid i do herin bin, duad ma ollas wee!" (Eva Tinsobin, derStandard.at)