Der Dirigent, Komponist und Mitbegründer des Klangforum Wien, Beat Furrer, bekommt den Großen Österreichischen Staatspreis 2014.

Foto: Heribert Corn

Trifft man den nunmehrigen Inhaber des Großen Österreichischen Staatspreises zufällig auf der Straße, könnte man den Eindruck eines verträumt-stillen, ausgiebige Nachdenkpausen einlegenden Grüblers gewinnen. Komponist Beat Furrer, 1954 in Schaffhausen geborener österreichischer Tonsetzer Schweizer Herkunft, ist allerdings - bei allem diskret-fragilen Eindruck, den er hinterlassen kann - ein engagierter Zeitgenosse. Trotz seiner Einsamkeit fordernden Profession weiß er etwa in Sachen zeitgenössische Musik, kulturpolitisch markante Akzente zu setzen.

Er hat das Klangforum Wien, eines der global führenden Ensembles für neue Musik, mitbegründet und geleitet. Er führte beim Projekt Impulse Interpreten und junge Komponisten auf dem Parkett der Praxis zusammen. Auch gibt er seine Klangerfahrungen als Professor für Komposition an der Kunst-Uni Graz weiter und ist pädagogisch international tätig. Furrer glaubt eben an die Existenzberechtigung von Komponisten. "Komponieren ist für mich eine Möglichkeit, diese Welt wahrzunehmen und zu begreifen. Eine Gesellschaft wird Komponisten immer brauchen, um Wahrnehmung lebendig zu halten. Wenn es diese Leute nicht gäbe, würde auch Mozart nicht mehr verstanden werden." Furrer weiß jedoch ebenso, dass der Betrieb mit seiner Routine und dem unsterblichen Hang zur Tradition nicht der gütigste aller Tonsetzerfreunde ist. Nach einer frustrierenden Aufführung hatte auch Beat Furrer, längst einer der international etablierten Komponisten der Gegenwart, kurz erwogen, "kein Orchesterstück mehr zu schreiben".

Dies wäre jedoch keine Lösung gewesen, so Furrer. Man habe sich den Strukturen zu stellen und sich diese zu erschließen - womöglich ähnlich, wie sich Furrer einst das ihm noch "fremde Wien" erschloss. Wohl auch mithilfe von Komponist Roman Haubenstock-Ramati, den er zwecks Diskussionen ausgiebig auch in Kaffeehäusern traf.

Furrer, Vater eines Sohnes, ist jedoch bei allem Engagement kein Funktionär der Musikvermittlung; und zum Komponieren braucht er sehr wohl Abgeschiedenheit. Seine oft zu introvertierter Intensität neigenden klanglichen Makro- und Mikrokosmen entstehen in Stille. Er bedürfe, so Furrer, "immer zweier, dreier Monate ohne Ablenkung. Man muss mit dem leben, was man tut". Und man muss daran feilen, muss es korrigieren, bevor man es in die Musikwelt - gerne auch selbst dirigierend - hinausträgt. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 16.4.2014)