Die größte Zigarettenfabrik muss schließen, eine Ikone auswandern.

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Ende März, genau genommen am 25. dieses Jahres, wurden die ersten Anzeichen ruchbar. Anfang dieser Woche schrillten bereits die Alarmglocken, seit Dienstag ist es fix: Wie die französische Tageszeitung "Le Figaro" bereits vorab berichtete, macht die Ex-Tabak-Monopolgesellschaft Seita, eine Tochtergesellschaft der Imperial Tobacco, das wichtigste Zigarettenwerk des Landes im westfranzösischen Nantes dicht. 12,2 Milliarden Glimmstängel im Wert von 20 Milliarden Euro wurden vergangenes Jahr dort noch erzeugt.

Jetzt wandert die Produktion der legendären Marken wie Gauloises Blondes oder Gitanes Blondes nach Polen. 366 (davon 315 in Nantes) der insgesamt 1.150 Arbeitsplätze werden in den nächsten zwei Jahren in Frankreich gestrichen, in Polen hingegen sollen 130 neue entstehen. Seita-Generaldirektor Martin Caroll begründet den Schritt unter anderem mit stark gestiegenen Zigarettenpreisen und der immer größeren Verbreitung der E-Zigarette. Auch das Werk im britischen Nottingham mit 600 Mitarbeitern soll geschlossen werden. Aus der Konzernzentrale des Gouloises-Vertreibers Altadis gab es bislang keine Stellungnahme.

"Melkkuh des Konzerns"

Imperial Tobacco plant mit den Maßnahmen bis 2018 rund 385 Millionen Euro einzusparen, 72 Millionen davon allein heuer. Nach Angaben von Seita waren bereits jetzt schon 60 Prozent der französischen Produktion für den Export bestimmt. Hauptabnehmer seien Russland, gefolgt von der Türkei, Griechenland, Deutschland – auch im Irak gebe es immer größeres Verkaufspotential.

Die französisch Gewerkschaft CGT hält mit Kritik nicht zurück und wirft den Briten vor, lediglich die Dividenden der Aktionäre erhöhen zu wollen. Auch wenn Imperial Tobacco Marktanteile verliere, so sei Seita doch "die Melkkuh" des Konzerns.

Imperial Tobacco, der weltweit viertgrößte Tabak-Konzern, hatte im Februar einen Rückgang des Jahresüberschusses um sechs Prozent angekündigt. Als Gründe für die nun verkündeten Stellenstreichungen gab der Konzern neben geringeren Verkäufen in Europa auch härtere Anti-Raucher-Gesetze und den zunehmenden Schmuggel von Zigaretten an. Schon bei der Übernahme von Seita 2008 hatte der Konzern rund tausend und damit etwa die Hälfte der Stellen in Frankreich abgebaut.

Auch wenn das Werk im zentralfranzösischen Riom (224 Mitarbeiter) derzeit noch von den Sparmaßnahmen verschont wird, ist die Zukunft alles andere als gesichert, werden dort doch unter anderem Zigaretten mit Aromen und mit Menthol hergestellt - die sind in der EU bekanntlich aber spätestens ab 2018 verboten. (red, APA, derStandard.at, 15.4.2014)