In den USA soll ein "Kill Switch" nach Handydiebstählen alle Daten vom Gerät löschen - eine Notbremse gegen Missbrauch.

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113 Smartphones werden pro Minute in den USA gestohlen, bei jedem dritten Diebstahlsdelikt wird ein Mobiltelefon entwendet. Auch hierzulande seien Handydiebstähle ein größer werdendes Problem, erklärt Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Konkrete Zahlen gibt es nicht, die Situation sei allerdings nicht so drastisch wie in den USA.

17.000 Euro-Rechnung

Welche Konsequenzen ein Handydiebstahl haben kann, zeigt der Fall eines Vorarlberger Studenten: Ihm wurde im Barcelona-Urlaub das Handy gestohlen, es folgte eine Rechnung über 17.000 Euro. Verursacht wurde der Betrag von Betrügern, die mit dem gestohlenen Handy computergestützt zahlreiche Anrufe an teure Auslandsnummern tätigten.

Mobilfunker: "SIM-Karte sperren"

"Am wichtigsten ist es, sofort nach dem Diebstahl die SIM-Karte zu sperren", rät daher T-Mobile-Sprecher Helmut Spudich. Diebe hätten oft mehr Interesse an der SIM-Karte als am Gerät an sich, deshalb sei auch der Schutz durch Bildschirmsperren wichtig, betonen auch A1 und "3". Diese kann entweder mittels Eingabe eines PIN-Codes oder Zeichnens eines Musters entsperrt werden. "Leider wird dies noch von zu wenigen Kunden genutzt", so Spudich, "deshalb muss man das Bewusstsein für solche Sicherheitsmaßnahmen schärfen."

Ortung und Panikmodus

Ist das Smartphone gestohlen, können zahlreiche Apps beim Aufspüren des Geräts helfen. Etwa Ortungsdienste, die den GPS-Standort des Geräts anzeigen. "Solche Anwendungen sind auch für die Polizei wichtig", sagt Polizeisprecher Keiblinger. Andere Apps wie Lost Droid Finder verfügen über einen "Panik-Modus": Auf Knopfdruck klingelt das Gerät drei Minuten lang auf maximaler Lautstärke.

Die Android-Anwendung kann auch nachträglich installiert werden. Die App Powerlock Diebstahlschutz (ebenfalls Android) hat einen anderen fiesen Trick gegen Handydiebe parat: Wird der PIN-Code des Geräts falsch eingegeben, sorgt die Anwendung dafür, dass ein Foto geschossen und per E-Mail an den Gerätebesitzer übermittelt wird.

Hersteller bieten Lösungen an

Auch Hersteller selbst bieten solche Lösungen an: Bei iPhones besteht beispielsweise die Möglichkeit, das Gerät über die Apple-Website orten zu lassen. Außerdem kann das iPhone auf einen "Verloren"-Modus gesetzt werden, wodurch eine benutzerdefinierte Nachricht auf dem Display angezeigt wird. Andere Hersteller wie Samsung oder HTC bieten ihren Kunden ähnliche Programme an.

USA: Ein "Aus"-Schalter für Daten

Neben SIM-Karte und Gerät an sich sind vor allem gespeicherte Daten heikel: Passwörter befinden sich auf der Handyfestplatte ebenso wie private Nachrichten und Fotos. Apple bietet für iPhones eine "Fernlöschung" der Daten an, die heimischen Mobilfunker haben solche Sicherheitsvorkehrungen für Geschäftskunden im Angebot.

Für jeden Nutzer

In den USA soll die Datenlöschung auf Knopfdruck bald für jeden Nutzer Realität werden: Der verpflichtende "Kill Switch" ("Aus"-Schalter) wurde am Dienstag von US-Politik, Mobilfunkern und Herstellern beschlossen. Ab Juli 2015 muss jedes Smartphone eine Anwendung enthalten, die im Diebstahl ferngesteuert Daten löscht. Diese müssten bei einem Auftauchen des Geräts allerdings wieder herstellbar sein.

Die Einigung markiert einen Wendepunkt in der Haltung der Mobilfunker, die sich lang gegen den Kill Switch gewehrt hatten.

Aktivisten: Bedenken gegen KillSwitch

Unter anderem hatten sie kritisiert, dass Hacker und Kriminelle den Kill Switch ausnutzen und so großen Schaden anrichten könnten. Auch Bürgerrechtsaktivisten sind gegen die Vorrichtung: Sie haben Angst, dass solche Funktionen von repressiven Regierungen genutzt werden könnten, um die Kommunikation in der Bevölkerung lahmzulegen. (Fabian Schmid, DER STANDARD, 17.4.2014)