Sehr vernünftig, Herr Ehrenhauser. Der Spitzenkandidat der Liste "Europa anders" hat sich in der Nacht entschlossen, angesichts des Sauwetters sein Camping vor dem Bundeskanzleramt zeitweilig abzubrechen. Er hat ursprünglich versprochen, so lange vor dem Kanzleramt auszuharren, bis - bis was eigentlich? Dass er jetzt eine Aufwärmphase eingeschaltet hat, nimmt wohl niemand übel.

Ein Ziel hat Martin Ehrenhauser ja schon erreicht. Er wird von der "Krone" und anderen als "EU-Rebell" hochgeschrieben, als warnendes Beispiel für SPÖ und ÖVP, die doch darauf achten mögen, was da im Volk brodelt (vielleicht kann man den Volkszorn mit ein paar Regierungsinseraten beschwichtigen?). Objektiv ist der Freiluftprotestler vom Ballhausplatz eher ein Phänomen einer zunehmend irrationalen, von Splitterparteien gekennzeichneten politischen Landschaft.

Martin Ehrenhauser war ursprünglich in der Bewegung von Hans-Peter Martin, auch er ein "EU-Rebell" und daher Liebkind der Krone. Dann zerstritt er sich, quasi naturgemäß, mit ihm und beschuldigte ihn, ziemlich gut dokumentiert, des Missbrauchs von Geldern.

Bewegt hat er im EU-Parlament gar nichts, weil solche Splittergruppen dort in der Luft verhungern. Jetzt hat er das Bündnis "Europa anders" mit KPÖ, Piratenpartei und "Wandel" geschlossen und ist ein kleiner Märtyrer der kalten Füße auf dem Ballhausplatz. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 18.4.2014)