Tel Aviv - Israel hat einen arabischen Journalisten nach dessen Besuch im Libanon sechs Tage lang in Haft gehalten. Der politische Aktivist Madjd Kajal wurde am Donnerstag wieder freigelassen, wie ein Sprecher der arabischen Menschenrechtsorganisation Adalah bestätigte. Erst gegen Ende der Haft sei es ihm erlaubt worden, mit einem Anwalt zu sprechen.

Ein Sprecherin des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet sagte, Kajal stehe nun vorerst unter Hausarrest. "Es bestand die Sorge, dass er sich im Libanon mit feindlichen Agenten getroffen hat", sagte sie. Er müsse weiterhin mit einer Anklage rechnen.

Nachrichtensperre

Israel hatte zunächst eine strikte Nachrichtensperre über Einzelheiten des Falls verhängt, die erst am Donnerstag aufgehoben wurde. Der aus Haifa stammende 23-jährige arabische Israeli, der auch für Adalah arbeitet, hatte sich zu einem dreiwöchigen Besuch in Beirut aufgehalten. Nach Angaben der israelischen Zeitung "Haaretz" war Kajal nach Beirut gereist, um dort an einer Konferenz der libanesischen Zeitung "Al-Safir" teilzunehmen, für die er gelegentlich schreibt.

Israelische Polizei und Mitarbeiter des Geheimdienstes nahmen ihn am Samstag bei der Rückkehr am Allenby-Grenzübergang zu Jordanien fest, wie die Shin Bet-Sprecherin bestätigte. Kajal habe den Libanon besucht, obwohl er wisse, dass es nach israelischem Gesetz verboten sei, feindliche Länder zu bereisen. 2011 sei er auf einer Hilfsflotte mitgereist, die die Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen wollte.

Kajals Festnahme hatte scharfe Proteste von Menschenrechtlern und Mitgliedern der arabischen Minderheit in Israel ausgelöst. Gut 20 Prozent der rund acht Millionen Einwohner Israels sind Araber. Nach Angaben des Adalah-Sprechers darf Kajal auf Anweisung von Shin Bet 20 Tage lang nicht das Internet benutzen und 30 Tage lang nicht ins Ausland reisen. "Es besteht keinerlei Berechtigung für diese Maßnahmen", sagte Sprecher Salah Mohsen.

Der israelische Fernsehsender Aruz 10 berichtete, Shin Bet habe den Mann verhört, um sicherzugehen, dass er keine Repräsentanten der libanesischen Hisbollah-Miliz getroffen habe. Man habe gefürchtet, Kajal könne bei der Planung von Anschlägen auf Israel geholfen haben. Er sei erst nach einem Lügendetektortest wieder freigelassen worden. Dabei habe er angegeben, er sei nur im Zusammenhang mit journalistischer Arbeit in den mit Israel verfeindeten Libanon gereist. (APA, 17.4.2014)