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Die Fähre sank am Mittwoch. Die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, ist gering.

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Der Kapitän der havarierten südkoreanischen Fähre "Sewol" ist am Samstag in der Früh (Ortszeit) wegen Fahrlässigkeit und anderer Vorwürfe verhaftet worden. Gegen Lee Joon Seok werde wegen Vernachlässigung seiner Dienstpflicht und Verstoßes gegen Seerecht ermittelt, meldete die Nachrichtenagentur Yonhap am Samstag. Den Ermittlern zufolge wurde die Fähre zum Unglückszeitpunkt vor der Südwestküste Südkoreas von der dritten Offizierin gesteuert. Die Onlineausgabe der Zeit berichtete am Samstag, die 25-jährige Offizierin hätte zum Zeitpunkt des Unglücks zum ersten Mal die schwierige Strecke befahren.

Der 69-jährige Kapitän erklärte bei einem Termin zur Verlesung des Haftbefehls am Samstag, die Evakuierung des Schiffes aus Sicherheitsgründen verzögert zu haben. Zum Unglückszeitpunkt sei kein Rettungsschiff oder Fischerboot in Sicht gewesen. "Die Strömung war sehr stark und das Wasser war kalt", sagte der 69-Jährige. Er habe befürchtet, dass die Passagiere von der Strömung fortgerissen werden könnten.

Wo sich der Kapitän aufhielt, ist offen. Möglicherweise sei er "hinten" im Schiff gewesen, sagte ein Ermittler, ohne weitere Erklärungen zu geben. Dem Kapitän wird zudem vorgeworfen, das sinkende Schiff als einer der Ersten verlassen zu haben. Das Gericht in der südlichen Stadt Mokpo erließ außerdem Haftbefehl gegen zwei weitere Besatzungsmitglieder.

Mehr als 260 Vermisste

Die Auto- und Personenfähre war am Mittwoch in Seenot geraten und dann innerhalb von drei Stunden fast vollständig gesunken. Nach den jüngsten Angaben der Behörden waren 476 Menschen an Bord, 325 von ihnen waren Schüler auf dem Weg zu einem Ausflug. Die Zahl der Toten stieg mittlerweile auf 32, 174 Menschen wurden gerettet, mehr als 260 werden noch vermisst.

Am Samstag haben Rettungsmannschaften weiter nach Überlebenden gesucht. In der Nacht hätten Taucher erstmals Leichen im gesunkenen Wrack gesehen, berichtete der Rundfunksender KBS. Allerdings sei es nicht möglich gewesen, die drei Körper in einer Kabine zu erreichen. Starke Strömungen behinderten die Rettungsbemühungen, auch die Sicht unter Wasser sei sehr schlecht. "Nicht einmal die weiße Farbe des Schiffs können wir sehen", sagte ein Taucher. "Unsere Männer tasten sich am Rumpf entlang." Dementsprechend gering sei mittlerweile die Hoffnung, noch Überlebende zu finden.

Suizid eines Lehrers

Wie Yonhap am Freitag berichtete, soll sich einer der überlebenden Passagiere nach seiner Rettung erhängt haben. Ein 52-jähriger Lehrer sei an einem Baum auf der Insel Chindo in der Nähe des Orts der Schiffskatastrophe entdeckt worden. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Offensichtlich habe er Schuldgefühle gehabt, weil er gerettet wurde, während viele unter seiner Obhut mitreisende Schüler noch vermisst werden. Der Mann war stellvertretender Direktor einer Oberschule nahe Seoul. 325 seiner Schüler waren an Bord der "Sewol" - sie waren unterwegs zu einem Ausflug auf Cheju.

Möglicherweise geladene Autos Unglücksursache

Experten vermuten, dass das Schiff auf einen Felsen lief oder ein scharfes Wendemanöver vornahm, wodurch die Ladung, darunter mehr als 150 Autos, verrutschte und das Schiff zum Kentern brachte. Es werde noch untersucht, ob es eine scharfe Wende oder einen anderen Manövrierfehler gegeben habe, sagte Oberstaatsanwalt Lee Seoung-yoon. (APA/red, derStandard.at, 19.4.2014)