Wien - Auf Reithöfen werden angeblich Mädchenträume wahr. Der Freude an der eigenhändigen Pflege der edlen Tiere sind kaum Grenzen gesetzt. Von den glänzenden Mähnen und den weiten Koppeln ließ sich auch schon Jazzmusiker Helge Schneider inspirieren. Selbst ein Tierliebhaber und Bauernhofbewohner, schrieb und komponierte er im Auftrag des Schauspielhauses Bochum 2003 ein Musical (Text gemeinsam mit Andrea Schumacher).
Mendy - Das Wusical hatte am Donnerstag - genau elf Jahre nach der Uraufführung in Schneiders Bochumer Regie - als Nachwuchsproduktion des Burgtheaters im Vestibül österreichische Erstaufführung. Gehen die fiktiven Geschichten rosaroter Pferdemagazine wie Wendy stets mit intakten Familienverhältnissen einher, so sieht das bei Schneiders Wendy (Anne Stein) anders aus. Die Usancen ihrer sexuell unterforderten Lady Mamma (Johannes Hoff) und des nach einem Rodeounfall querschnittgelähmten Vaters (Ferdinand Nowitzky) sollte man unter "Grusical" subsumieren. Denn an den Schlachter (Henning Flühsloh) übergeben die Pferdegutsbesitzereltern nicht das Pferd (Julian von Hansemann), sondern die Tochter.
Das Trash-Herz jubelt angesichts dieser deftigen Genreunterwanderung (katastrophale Inhalte schön besingen); die Inszenierung von Peter Raffalt mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen des Theaterjahres (Nachwuchsschiene) macht mit amateurhafter Inbrunst gar auf Oper und findet zu vielen schönen Momenten (ganz besonders war Konstantin Sieghart als Porscheverkäufer).
Sie steckt voller Reminiszenzen an die Uraufführung, doch die Helge-Schneider-Komik trifft der Abend nicht ganz. Es wird der Witz zu sehr an jenen Stellen zelebriert, wo er nüchtern zu brechen wäre. Ein wenig überfrachtet vom Können der jungen Mimen (Steppen, Singen, Musizieren; musikalische Leitung: Martin Mader) ist er ebenso. Andererseits: Ist ja ein Wusical. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 19.4.2014)