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Dunkle Zeiten für die Kirche als traditioneller Ort des Glaubens in Österreich?

Foto: AP Photo/Rick Bowmer
Grafik: DER STANDARD

Linz - Das apostolische Glaubensbekenntnis, das seit Jahrhunderten in der katholischen Kirche ebenso wie in den protestantischen Kirchen verbindliche Credo, ist für die meisten Österreicher nicht mehr verbindlich. Nur noch jeder Zweite glaubt an Gott, den allmächtigen Vater. Dass er Schöpfer des Himmels und der Erde ist, können sich nur vier von zehn vorstellen. Und dass die katholische Kirche heilig ist (was die Katholiken im Credo beten), will selbst unter den erklärtermaßen in der Kirche engagierten Befragten nur noch eine Minderheit glauben.

Das geht aus einer in der Vorwoche durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD hervor.

ÖVP-Wähler bezeichnen sich oft als Christen

Dabei wurde das Glaubensbekenntnis Punkt für Punkt abgefragt - das Ergebnis ist in der Grafik abzulesen. Die Umfrage zeigt auch: Nur 16 Prozent der Befragten sehen sich als in der Kirche engagiert an - dieser Wert ist in den letzten zwei Jahren ziemlich unverändert; in den späten 1990er-Jahren lag er allerdings noch bei mehr als 20 Prozent. Und: Es sind vor allem Menschen über 50, Bewohner ländlicher Kleingemeinden und ÖVP-Wähler, die sich als engagierte Christen bekennen.

Ist Österreich also überhaupt noch als christliches Land zu bezeichnen? Market-Chef Werner Beutelmeyer, selbst in der protestantischen Glaubensgemeinschaft engagiert, bejaht das: "Wir haben auch gefragt, in welchen Ländern der Glaube an Jesus Christus besonders verbreitet ist - und da haben 73 Prozent gesagt, dass das in Österreich der Fall wäre."

In Österreich ist man schnell Christ

Als am deutlichsten christliches Land schätzen die Österreicher Italien ein, es wird von 83 Prozent genannt. Danach folgen Polen und Spanien, die mit 75 Prozent auf etwa demselben Nennungsniveau liegen wie Österreich. Danach folgen Brasilien (68), Argentinien (58), Deutschland (54), Griechenland (42), die USA und Frankreich (je 36), die Schweiz mit 35 und Russland mit 29 Prozent. Schlusslichter sind Großbritannien mit 22 und Schweden mit 20 Prozent.

Im Übrigen muss man nicht besonders im Glauben verankert sein, um in der Auffassung der Österreicher als Christ durchzugehen: "Dass man an das Leiden und Sterben Jesu Christi glaubt" sehen nur 53 Prozent als essenziell für das Christentum an. Und auch das Ostergeheimnis, der Glaube an die Auferstehung Christi, erscheint nur jedem Zweiten als Merkmal eines Christenmenschen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 19.4.2014)