Konservativer Prediger am Rande der Exkommunikation: Stefan Frey vertritt die Piusbruderschaft - und erfreut sich regen Zuspruchs.

 

Foto: C. Seidl

Pater Stefan Frey glaubt an die Hölle. Aber er verkündet das Himmelreich. Das war für katholische Priester einmal selbstverständlich. Ist es aber nicht mehr. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) sei die Verkündigung der Heilslehre von der katholischen Kirche vernachlässigt worden, klagt Frey: "Einer der Punkte, an denen wir uns stoßen, ist, dass die Mission keine Bedeutung mehr hat. 2000 Jahre hat die Kirche missioniert, jetzt will man das nicht mehr. Statt Mission sagt man Dialog. Das heißt: Die Kirche sieht sich nicht mehr als Vermittlerin des ewigen Heils, sondern bloß als eine Gesprächspartnerin."

Ablehnung von Reformen

Für Frey ist das zu wenig. Er steht am rechten, konservativen Rand der Kirche - und gleichzeitig an der Spitze des österreichischen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Pius X. Mit der Ablehnung der Reformen des Konzils läuft die Priesterbruderschaft ständig Gefahr, aus der Kirche eliminiert zu werden. Frey: "Die Drohung der Exkommunikation ist oft im Raum gestanden. Aber das wäre ja anachronistisch, uns, die wir nichts anderes machen als das, was die Kirche fast 2000 Jahre lang gemacht hat, zu exkommunizieren."

Die Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X., wie sich die Piusbruderschaft offiziell nennt, hat sich am 1. November 1970 im Schweizer Fribourg rund um den Erzbischof Marcel Lefebvre konstituiert, einen vormals in Dakar (Senegal) als Missionar tätigen Bischof, der schon während des Konzils gegen Liberalisierung und gegen eine Reform der Liturgie aufgetreten ist. Frey und seine zehn Mitbrüder im österreichischen Distrikt, zu dem auch sieben Messzentren in Tschechien und eines in Budapest gehören, lesen in diesen Gotteshäusern die Messe unbeeindruckt von der Liturgiereform 1969 nach traditionellem Ritus auf Latein.

Unsichtbare Geheimnisse

Die neue Liturgie sei zu sehr vermenschlicht und entsakralisiert, sagt Frey. Die Liturgie habe aber die Aufgabe, emporzuführen zu Gott und seinen unsichtbaren Geheimnissen, Riten könnten die Erhabenheit Gottes vermitteln, so wie Kirchenbauten die übernatürliche Sakralität ausstrahlen und "einen Vorgeschmack auf den Himmel geben" sollen.

Von diesem Vorgeschmack kosten in Freys Messen nach seinen Angaben regelmäßig etwa 50 Gläubige, die im niederösterreichischen Jaidhof bei Gföhl zusammenkommen - Katholiken, die nicht aus der Kirche austreten, sondern im Gegenteil mehr für die Kirche tun wollen und die Bruderschaft mit Spenden erhalten.

"Das eigentliche Christentum"

Frey, selbst Schweizer, ist seit vorigem Sommer Distriktsoberer in Österreich und will hier "das eigentliche Christentum" predigen: Und demzufolge ist Christus der menschgewordene Sohn Gottes. Und dieser Glaube ist zu verbreiten - da gelte es, Ungläubige und Andersgläubige zum rechten Glauben zu bekehren.

Natürlich nicht mit Feuer und Schwert, sondern durch das Gebet und die Predigt des Evangeliums an jene Menschen, "welche gewillt sind, das Wort Gottes zu hören". Und diese Menschen gebe es, ist Frey überzeugt. Trotz allgemeinen Glaubensschwunds (dass selbst Theologen die Göttlichkeit Jesu infrage stellen, hält er für ein bedenkliches Indiz) und Mitgliederschwund der Kirche.

Bis zu 30 Priester pro Jahr

Es seien eben die Konservativen und nicht die Liberalen, die Zulauf hätten, Jahr für Jahr kämen weltweit 25 bis 30 Priester (die von der Kirche allerdings als vagante Kleriker angesehen werden) neu in die Priesterbruderschaft - "das Kuschel-Christentum hat keine Zukunft. Wir sind die unbequemen Mahner, die auf die Irrwege eines verweltlichten Christentums hinweisen", sagt Frey. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 19.4.2014)