Elke Lichteneggers (zweite von links) Aussagen befeuern die Vorwürfe der Szene, dass der ORF zu wenig österreichische Musik spiele.

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Lichtenegger entschuldigt sich bereits auf Facebook. Es sei nicht ihre Intention gewesen, Musiker zu beleidigen.

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Wien - Die Debatte ist keine neue: Heimische Bands und Labels klagen darüber, dass österreichische Medien kein Interesse an lokalen Produktionen hätten und diesen auch viel zu wenig Platz im Programm gibt.

Als Bestätigung muss jetzt ein Interview mit Elke Lichtenegger herhalten. In der Sendung "Ja Genau" auf Okto wurde die Ö3-Moderatorin nach einer Anekdote aus dem Redaktionsalltag gefragt. Lichtenegger schilderte, dass sie beim Arbeiten vom lästigen Gesang "irgendeiner österreichischen, vollkommen unbekannten Band, die halt irgendwie versucht, uns ein Lied zu verkaufen, das wir aber nicht wollen, weil es wahrscheinlich ganz schlecht ist" gestört wurde. Schließlich stellte sich aber heraus, dass es die bekannte US-Band Imagine Dragons war.

Diese Einstellung sehen viele in den sozialen Netzwerken als Bestätigung für ihren Vorwurf an den ORF, dass er österreichische Musik vernachlässige. Auf Facebook und Twitter hagelte es heftige Kritik an Lichtenegger und Ö3.

Ausgestrahlt wurde die Sendung auf Okto am 18. März, hier ist sie in voller Länger zu sehen. In der Reihe "Ja Genau" geht es um Menschen mit Behinderung und ihre Präsenz in Medien.

Lichtenegger bedauert

Laut Lichtenegger wurde das Interview bereits vor einem Jahr durchgeführt. Auf Facebook entschuldigte sich die Moderatorin am Dienstag für ihre Aussagen: "Ja, was ich da in diesem Interview vor einem Jahr gesagt habe, war falsch, und dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen!" Es sei nicht ihre Intention gewesen, Musiker, Musikschaffende oder Musikinteressierte zu beleidigen: "So denke ich nicht als Privatperson und auch nicht als Ö3-Moderatorin." Und: "Für alle, die ich mit dieser Aussage unbewusst angegriffen habe, möchte ich hiermit eine große Entschuldigung aussprechen!"

Ö3-Chef entschuldigt sich

Bereits zuvor veröffentlichte Ö3-Senderchef Georg Spatt am Montagabend via Facebook eine Entschuldigung für die Aussagen Lichteneggers: "Es tut mir sehr leid, dass sich viele Musiker und Interessierte durch dieses Interview in ihrer kritischen Meinung gegenüber Ö3 bestätigt sehen. Ich entschuldige mich für die in diesem Interview augenscheinliche Gedanken- und Respektlosigkeit, die nicht der Einstellung von Ö3 und seiner Redaktionen entspricht", schreibt Spatt.

Und weiter: "Und dieses Interview von Elke Lichtenegger hat leider, aus welchen unüberlegten Motiven auch immer, eine Verletzung der sowieso angespannten Gesprächssituation bewirkt, für die ich mich 'nur' entschuldigen kann. 'Nein', Ö3 denkt nicht so!" 

Nervenzusammenbruch

Nach der heftigen Kritik, mit der Lichtenegger konfrontiert war, erlitt die Ö3-Moderatorin Dienstag am Abend einen Nervenzusammenbruch. Wie "Österreich" schrieb, wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert. Der ORF bestätigte gegenüber derStandard.at den Bericht. Lichtenegger befinde sich zwar noch im Krankenstand, aber bereits wieder auf dem Weg der Besserung, so der ORF, moderieren werde sie am Mittwoch aber nicht. (list, red, derStandard.at, 22.4.2014, update am 23.4.2014)