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Seit den 1960er Jahren hat sich die Kohlenhydrat-Zufuhr fast verdoppelt.

 

Foto: ap/Michael Probst

Der Sommer naht und die Diäten boomen. Im Moment wird Kohlenhydraten besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aber welche Ernährungsform - viel oder wenig Kohlenhydrate - zum Abnehmen am besten geeignet ist, darüber scheiden sich - auch die wissenschaftlichen - Geister. In letzter Zeit boomt "Low Carb", das beim Abnehmen helfen und generell gesünder machen soll. Wissenschaftliche Studien über den Erfolg von Low Carb gibt es aber noch zu wenig, so Experten. 

Langzeitstudien fehlen

"Der Kohlenhydratreduktion ist durchaus Positives abzugewinnen", sagt Endokrinologe Bernhard Ludvik vom AKH Wien. Er hat Low Carb-Ernährungsformen (Atkins-Diät, Mediterrane Diät, High Protein und Glykämischer Index) miteinander verglichen. Ihm zufolge fehlen aber noch Langzeitstudien, um den gesundheitlichen Vorteil zu beweisen. Fakt ist, dass sich Low Carb gerade am Anfang günstig auswirkt, jedoch nach einem Jahr schneiden andere Ernährungsformen nahezu ähnlich gut ab, wie eine von Ludvik präsentierte Studie (2005 bis 2007) zeigt.

Dabei wurden zwei Jahre lang drei Ernährungsformen beobachtet: eine kohlenhydratreduzierte Kost, wo zunächst zwei Monate lang täglich lediglich 20 Gramm Kohlenhydrate konsumiert und danach auf 120 Gramm täglich erhöht wurde, die Mittelmeerdiät mit viel Fisch, Geflügel, Gemüse, Nüsse und Olivenöl sowie eine fettreduzierte Kost.

In den ersten sechs Beobachtungsmonaten hatte die Low Carb-Ernährung die Nase vorne. "Der Gewichtsverlust war deutlich besser, auch Parameter wie Lipide haben sich verbessert", sagte Ludvik. Nach zwölf Monaten kam es zu einem Angleich zwischen der Low Carb-Ernährung und der mediterranen Kost. Bei der fettreduzierten Ernährung konnte zwar auch Gewicht reduziert werden, sie schnitt jedoch am schlechtesten ab.

Erhöhte Zufuhr seit 1960

Von 1960 bis in die 1990er-Jahre hat sich die Zufuhr von Kohlenhydraten fast verdoppelt. Ein besonders starker Anstieg ist laut Ludvik seit den 1980er-Jahren zu verzeichnen, besonders was die einfachen Kohlenhydrate (etwa Zucker) betrifft. Seit damals freut sich nicht nur das Fast Food über große Beliebtheit, sondern auch der Maissirup, der etwa in Softdrinks hinzugemischt wird.

Parallel dazu gehen Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs einher, die in Verbindung mit diesen Nahrungsgewohnheiten stehen. "Der Konsum von komplexen Kohlenhydraten, wie wir sie immer propagieren, geht deutlich zurück", so Ludvik. Bei komplexen Kohlenhydraten handelt es sich um stärkehaltige Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel über längere Zeit stabil halten, etwa Gemüse oder Vollkornprodukte.

Neu auf dem Diätenjahrmarkt ist die "Nordic Diet", die von Rene Redzepi für Bewohner der nordeuropäischen Länder entwickelt wurde, damit diese vermehrt auf regionale Nahrungsmittel zugreifen können. Hier werden viel Fisch, Gemüse und Obst in Form von Beeren mit Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten sowie Rapsöl kombiniert. (APA, derStandard.at, 22.4.2014)