Foto: Lisi Specht

Den Dompfarrer mag man eben. Bei der Fotomontage handelt es sich um ein besonders süßes Geschenk zum 50er. Ansonsten dominieren moderne, zeit- genössische Möbel sowie Erbstücke und Geschenke zur Priesterweihe.

Foto: Lisi Specht
Foto: Lisi Specht

Wenn er abends auf der Dachterrasse steht und auf St. Stephan schaut, meint Toni Faber, fühlt er sich so luftig und leicht wie eine seiner hundert Engelsfiguren.

Foto: Lisi Specht
Foto: Lisi Specht

Dompfarrer Toni Faber wohnt mit Blick auf den Wiener Stephansdom. Bei Bedarf zieht er einfach das Kunstrollo hinunter. Denn: Es reicht, wenn ihn einer sieht, und das ist der Allmächtige, erfuhr Wojciech Czaja.

"Eingezogen bin ich 1992, also vor 22 Jahren. Damals war ich Kaplan und habe auf einer der unteren Etagen gewohnt. Das Haus liegt am Stephansplatz und ist Eigentum der Erzdiözese Wien. Die Wohnung unten war zwar sehr schön, aber ein Gedanke hat mich all die Jahre nicht losgelassen: Oben im Dachgeschoß gibt es 1000 Quadratmeter in bester Lage, und die einzigen Lebewesen auf Gottes weiter Erde, die davon Gebrauch machen, sind ein paar Ratten und unzählige Tauben. Diese Toplage könnte man doch eigentlich anders nutzen! Als dann eines Tages, das muss 2004 gewesen sein, ein Dachziegel meinen Friseur getroffen und verletzt hat, hatten die Ausreden ein Ende, und wir sind zur Tat geschritten.

Ein Drittel dieser 1000 Quadratmeter nutzt nun die Kirche selbst, und zwar befinden sich hier vier kleinere Priesterwohnungen sowie meine Wohnung, die rund 100 Quadratmeter hat. Der Rest ist vermietet - zunächst an die Deutsche Commerzbank und nach der Finanzkrise dann an die Bank Austria. Eines der schönsten Ereignisse für mich war jedenfalls die Segnung meiner Wohnung im September 2007. Ich hatte nämlich einen sehr prominenten Wohnungssegner: Papst Benedikt XVI. Kein Wunder, dass ich mich in der Wohnung wohlfühle und gut schlafen kann.

Die Bauphase war sehr spannend, denn die Auflagen des Bundesdenkmalamts, was die Dachdeckung und die Gaubengröße betrifft, waren verständlicherweise extrem streng. Wo es ging, haben wir die alte Bausubstanz beibehalten, aber das meiste mussten wir neu machen. Wir haben einige marode Sparren ausgetauscht, haben das Dach gedämmt, Installationen verlegt und den Fernwärmeanschluss verlängert. Außerdem haben wir hofseitig eine große Dachterrasse errichtet, die ich gemeinsam mit meinen Mitbrüdern nutze. An schönen Tagen halte ich hier Traugespräche und Besprechungen ab. Was ich besonders gerne mache: Kerzerl anzünden, stilles Gebet mit Blick auf den Stephansdom, ein Glaserl Wein in aller Ruhe. Das ist ein Genuss.

Was die Einrichtung betrifft, so erkennt man, dass schräge Wände nicht immer nur toll sind. Es gibt hier oben so gut wie keinen rechten Winkel, und das macht die Möblierung nicht gerade einfach. Einen Schrank aufzustellen ist eine Herausforderung. Ich gebe zu, das ist ein Luxusproblem. Ansonsten habe ich sicherlich einen modernen Einrichtungsstil mit hübschen Designerstücken und ein paar schönen Antiquitäten der letzten Jahrhunderte, wobei es sich bei den meisten davon um Geschenke und Erbstücke handelt. Es ist ein Mix aus Alt und Neu. Aber nicht überladen!

Immer wenn man so etwas erzählt und die Medien in die eigene Wohnung einlädt, dann lädt man automatisch auch die Neider ein. Deswegen sage ich ganz offen: Das ist eine Dienstwohnung, die gesamte Einrichtung und Kunst jedoch habe ich mit meinem privaten Geld finanziert, das ich in den letzten 25 Jahren verdient habe, und dafür brauche ich mich nicht zu schämen.

Besonders stolz bin ich auf meine Engelsammlung. Ich sammle Engel für mein Leben gern. Engel sind Boten Gottes, Gestalten, die Leichtigkeit signalisieren und engelsgleich in mein Leben treten. Ich habe als Pfarrer sehr viel mit Sterbenden und Verstorbenen zu tun. Engel können uns Menschen die Angst vor der Sterblichkeit nehmen. Wenn ich eine Schätzung abgeben müsste, würde ich sagen, dass ich rund hundert Engel habe. Manche sind aus Stein oder Gips, andere aus Holz, wiederum andere einfach nur aus Papier. Ich habe das volle Repertoire.

Eines meiner liebsten Stücke ist das dreieckige Gemälde, das der Wiener Künstler Hannes Mlenek eigens für diesen Dachgiebel angefertigt hat. Ich mag diese Arbeit sehr. Sie prägt den Raum und vermittelt mir ein wunderbares, wertvolles Gefühl. Vor allem aber schützt mich dieses bemalte Rollo, das Teil des Gemäldes ist, vor fremden Blicken, wenn ich mal allein und ungestört sein will. Drüben von der Onyx-Bar im Haas-Haus sieht man so richtig frontal in mein Wohnzimmer rein. Einmal hat mich ein Freund angerufen und gesagt: "Du, ich seh grad, dass du dir ein Bier aus dem Kühlschrank holst. Prost!" Es gibt bereits einen, der mich immer sieht, und das ist Gott. Und ich finde, einer reicht." (DER STANDARD, Open Haus, 30.4.2014)