Wer sich für die Kurzzeitmiete entscheidet, muss eigentlich nur die Zahnbürste mitnehmen.

Foto: Visionapartments
Foto: Visionapartments

Die Wohnung könnte einem Einrichtungskatalog entsprungen sein: Das Bett ist perfekt gemacht, frische Blumen stehen in einer Vase auf dem Tisch, das Licht ist an. Doch hier geht es nicht um einzelne Möbelstücke, sondern um das Gesamtbild: Das Schweizer Unternehmen Visionapartments bietet in Wien 78 komplett möblierte Wohnungen zur Kurzzeitmiete an.

Auch sonst tut sich einiges am Kurzzeit-Mieten-Markt: Es gibt Plattformen, auf denen Privatpersonen ihre Wohnungen zur Kurzzeitmiete anbieten, aber auch Anbieter von hochwertigen Luxuswohnungen, die rasch und unkompliziert vermietet werden können und wo den Gästen ein Rundum-Service geboten wird.

Businessreisende als Kunden

In erster Linie nehmen Geschäftsleute das Angebot in Anspruch, erzählt Alain Gozzer von Visionapartments. Moe Mahmoodian von Viennaresidence schätzt, dass rund zehn Prozent seiner Kunden den Service aus privaten Gründen wie Trennungen und Umbauarbeiten in der eigenen Wohnung in Anspruch nehmen.

Auch mehr und mehr Touristen werden laut Gozzer auf das Thema aufmerksam: "Eine Stadt wie Wien lernt man nicht an einem Wochenende kennen." Jene, die sich für das Angebot entscheiden, haben tatsächlich viel Zeit: Einen Monat beträgt die Mindestaufenthaltsdauer bei Visionapartments, bei Viennaresidence kann man sich schon für eine Woche einmieten. Durchschnittsaufenthaltsdauer sind laut Mahmoodian drei bis vier Monate, aber selbst ein Aufenthalt von drei Jahren sei möglich.

Kein langjähriger Mietvertrag

Auch die deutsche Doktorandin Elena lebt seit Herbst als Kurzzeitmieterin: "Die Lage und die schnelle Verfügbarkeit" nennt sie als die wichtigsten Gründe dafür. Der größte Vorteil: Sie kann jederzeit wieder gehen. "Einen langjährigen Mietvertrag kann ich mir momentan nicht vorstellen."

Die eigenen vier Wände in der Fremde bieten mit Waschmaschine und Küche die Möglichkeit zur Selbstversorgung. Wichtig ist den Kunden laut Gozzer, dass unkomplizierte und rasche Lösungen an zentralen Lagen sowie "Basics" wie Internetzugang geboten werden. "Bis zum Espressolöffel" sei in den Apartments alles vor Ort.

Privatbutler mit dabei

Bei Viennaresidence gibt es einen 24-Stunden-Support - "falls die Therme ausfällt oder der Gast seinen Schlüssel verliert", so Mahmoodian. Gerade im Luxusbereich sei ein "sorgenfreier" Aufenthalt wichtig: Alle Geräte müssten jederzeit korrekt funktionieren. Außerdem gehe der Trend im Luxussegment in Richtung größerer Apartments von 200 bis 250 Quadratmetern. "Ein Kunde mit einem solchen Budget hat meistens seinen Butler mit", erzählt er.

Das All-inclusive-Wohnerlebnis hat aber auch seinen Preis: Grundsätzlich bewegt sich das Heim in der Fremde zwar meist unter den Kosten für ein Hotelzimmer und über der klassischen Miete - aber die Grenzen nach oben sind offen. Zwischen monatlich 1490 Euro für ein 21-Quadratmeter-Studio und 3650 Euro für ein 146-Quadratmeter-Apartment liegen etwa die Mieten bei Visionapartments. Andere haben auch Luxusapartments um 12.000 Euro pro Monat und mehr im Angebot. "Am meisten werden Objekte in einer durchschnittlichen Preisklasse von 800 bis 1000 Euro monatlich nachgefragt", betont aber Rafael Walter von der Plattform kurzzeitwohnen.com.

Wachsende Beliebtheit

Generell sieht Gozzer die Zukunft für Kurzzeitvermieter optimistisch: "Das Segment bietet nach wie vor Wachstumspotenzial", ist er überzeugt. Erst im Vorjahr habe Visionapartments neue Flagshiphäuser in Berlin und Zürich eröffnet. Auch ein Ausbau des Angebots in Wien ist denkbar: Passende Immobilien, die zu attraktiven Konditionen und an guten Lagen verkauft werden, würde man sich gerne näher anschauen. Mahmoodian möchte die Zahl seiner insgesamt 350 Apartments im Angebot hingegen reduzieren, dafür mehr auf exklusive Apartments setzen und sich auf die besten Lagen konzentrieren. Steigende Nachfrage sieht er nur bei Nächtigungen in Low-Budget-Apartments mit Aufenthalten von unter einer Woche. Bei allem, was darüber hinausgehe, sei der Markt gesättigt, sagt er: "Darum geht unser Fokus mehr auf Exklusivität." (Barbara Oberrauter, Franziska Zoidl, DER STANDARD, 30.4.2014)